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Jetzt sind wir dran

■ Bruce Kent über die Perspektive der Friedensbewegung

Wir haben heute die Hochwassermarke in der Geschichte der Akkumulation von Vernichtungswaffen überschritten. Als Ergebnis des bilateralen Abkommens zwischen den Supermächten werden die landgestützten atomaren Mittelstreckenraketen verschrottet. Das bedeutet recht wenig, wenn man bedenkt, daß es sich hierbei um vielleicht fünf Prozent des gesamten nuklearen Arsenals handelt. Was sich jedoch verändert hat, sind die Konzepte und Ideen auf beiden Seiten, was ihren deutlichesten Ausdruck in den Reden Michael Gorbatschows findet. Es ist schade, daß die NATO–Führer diesen neuen Wind offenbar noch nicht mitbekommen haben. Nicht nur, daß sie ganz offen planen, wie sie das Abkommen umgehen können, nein, sie halten auch an ihrem alten Denken fest. „Die Lücken auffüllen“ lautet ihre Losung, so als ob die Idee von einer atomaren flexiblen Vergeltung noch intellektuelle Glaubwürdigkeit besäße. Wie werden nun die Friedensbewegungen auf die Höchstgrenze der Bewaffnung reagieren?... Es ist nicht genug, einfach nur bestimmte Waffensysteme zu kritisieren. Wir in den atomaren Abrüstungsbewegungen haben so lange gegen deren Stationierung Widerstand geleistet, daß wir jetzt - wo unseren Forderungen in einigen kleinen Teilen entsprochen wird - Schwierigkeiten haben, unsere Augen auf die praktischen Details am weiteren Horizont zu richten. (...) Das Mittelstrecken–Abkommen stellt einen historischen Augenblick dar. Wir werden ihn vergeuden, wenn wir uns jetzt in den Wettstreit verwickeln lassen, wer sein Zustandekommen für sich beanspruchen darf. Dies ist nicht der Zeitpunkt, um uns selber auf die Schultern zu klopfen, sondern uns zu fragen: „Was folgt als nächstes?“ Diese Frage werden wir weiter stellen, und eine Halbierung der strategischen Arsenale ist keine angemessene Antwort darauf. Eine solche Reduzierung würde uns lediglich auf das Rüstungsniveau der 70er Jahre zurückbringen. Die Antwort zu der Frage „Was folgt als nächstes“ muß in praktischen Schritten hin zu einer anderen Welt liegen. Wir dürfen uns nicht mit der Existenz von NATO und Warschauer Pakt abfinden. Auszüge aus einem Artikel des Vorsitzenden der britischen „Kampagne für nukleare Abrüstung“ (CNI) im Guardian vom 4.12.87

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