: Teilerfolg im Kampf der Kruppianer
■ Rückkehr von Krupp zur Vereinbarung vom September: Arbeitsplatzabbau, aber keine Hüttenschließung Betriebsrat: „Kampfbereitschaft nicht verlieren“ / Taktisches Geplänkel des Konzerns?
Aus Duisburg Walter Jakobs
Der Betriebsrat von Krupp– Rheinhausen hat am späten Samstag abend mit dem Krupp–Vorstand eine Vereinbarung getroffen. Es heißt dort, daß „das im September 1987 vereinbarte Optimierungskonzept für den Stahlbereich der Krupp–Stahl AG weitergeführt wird“. Dieses Konzept sieht die Reduzierung der Rheinhausener Belegschaft von derzeit 6.007 auf 4.200 vor. „Angesichts der Verlustsituation im Profilstahlbereich“, so heißt es weiter, seien „weitere Überlegungen über Anpassungsmaßnahmen erforderlich“. Bei „allen Überlegungen steht die Prüfung der Modelle im Vordergrund, die den Standort Rheinhausen erhalten sollen“. Theo Steegmann, zweiter Vorsitzender des Betriebsrates, wertete die Übereinkunft am Sonntag gegenüber der taz als einen „Teilerfolg“, der allerdings „noch nicht die endgültige Sicherung des Standortes bedeutet“. Während der Verhandlungen hatte sich der Vorstand bis zuletzt geweigert, in die Vereinbarung die Fortführung des Vertrages vom 10.9.87 aufzunehmen, der „die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen“ zum Thema hat. Erst als der Betriebsrat für die nächste Woche noch umfassendere Produktionsausfälle und Proteste ankündigte, lenkte der Vorstandsvorsitzende der Krupp– Stahl, Cromme, ein. Im Vertrag vom 10.9. der jetzt doch fortgeführt werden soll, heißt es wörtlich: „Gesamtbetriebsrat und Vorstand der Krupp– Stahl AG stimmen darin überein, daß im Rahmen der Anpassungsmaßnahmen .....alle Standorte der Krupp–Stahl AG erhalten bleiben.“ Ob diese Erklärungen letztlich umgesetzt werden, weiß im Moment niemand. Der Krupp– Vorstand, so heißt es im Betriebsrat, könne damit den „gezielten Rückzug unter Wahrung des Gesichtes“ eingeleitet haben oder auch nur eine „Hinhaltetaktik“ be treiben. In einem Info des Betriebsrates heißt es: „Das geplante Modell der Kooperation mit Mannesmann ist damit noch nicht vom Tisch. Dem Vorstand gegenüber sind wir sehr mißtrauisch... Wir müssen in den nächsten Wochen weiter wachsam bleiben und dürfen unsere Kampfbereitschaft nicht verlieren.“ Der „Waffenstillstand“ wird in dieser Woche erneut von vielfältigen Aktionen begleitet, allerdings auf kleinerer Flamme. Für den heutigen Montag sind mehrere Belegschaftsversammlungen angesetzt. Für Donnerstag ist eine Ruhrgebietskonferenz geplant, auf der die Perspektiven des Widerstandes u.a. mit Hans Janßen, ehemaliges IGM–Vorstandsmitglied, diskutiert werden sollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen