: D O K U M E N T A T I O N Kritikerinnen der Gentechnik kriminalisiert
■ Presseerklärung der von den Durchsuchungen am 18.12.87 Betroffenen
Am 18.12.87 wurden Räume des Gen–Archivs in Essen und der taz Bochum sowie Wohnungen von mehreren Frauen in Düsseldorf, Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund durchsucht. Bundeskriminalamt und die Bundesanwaltschaft haben diese Maßnahmen angeordnet, die sich besonders gegen Frauen richten, die sich kritisch mit Fragen der Gentechnik beschäftigen. Die Durchsuchungen wurden ohne vorliegenden Durchsuchungsbeschluß und mit einem mit Maschinenpistolen bewaffneten, riesigen Polizeiaufgebot durchgeführt. Es wurden Artikel, Ansichtskarten, Broschüren zum Thema, Adressenlisten von Seminaren und auch private Adressbücher beschlagnahmt. Häufig wurde den Betroffenen nicht einmal mitgeteilt, weshalb sie durchsucht wurden. Dies konnten sie erst am nächsten Tag der Presse entnehmen. Dort hieß es, die Durchsuchungen würden im Rahmen von Ermittlungen gegen die „Revolutionären Zellen“ und deren feministischen Flügel „Rote Zora“ vorgenommen. Die „Rote Zora“ hat Erklärungen zu Anschlägen auf gentechnologische Einrichtungen veröffentlicht. (...) Wie in anderen Städten der Bundesrepublik haben auch im Ruhrgebiet in den letzten Jahren Veranstaltungen und Aktionen zum Thema Gentechnologie stattgefunden, um darauf aufmerksam zu machen und eine breite Diskussion zu entfachen. Im Gen–Archiv Essen werden allgemeine, wissenschaftliche, juristische und politische Veröffentlichungen aller Art zu diesem Thema gesammelt. Frauen aus dem Gen–Archiv werden als Referentinnen von universitären, gewerkschaftlichen und anderen Bildungseinrichtungen eingeladen, um über dieses Thema zu informieren. Der Generalbundesanwalt benutzt bereits eine Beschäftigung mit diesem Thema als Anhaltspunkt für Ermittlungen im Rahmen des §129a, auch unabhängig von irgendwelchen konkreten Taten oder Tatvorwürfen. (...) Bundesweite Diskussion wird so zum bundesweiten kriminellen Netz. Es gibt viele Möglichkeiten, Öffentlichkeit herzustellen und sich zu solidarisieren. Zum Beispiel Veranstaltungen organisieren, Protestbriefe an das Bundes– oder Landesgesundheitsministerium oder an das Bundesministerium für Forschung und Technologie schicken usw. Gen–Archiv, Führichstr. 15, 4300 Essen1
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