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Blockade–Aktion gegen Ausgrenzung

■ Behinderten–Gruppe blockiert kurzfristig Theatereingang am Berliner Kudamm / Handbuch für Rollstuhlfahrer weist Theater als „für Behinderte nicht zugelassen“ aus / Passant stößt Behinderten zu Boden

Von Werner van Bebber

Von einem ungeduldigen Passanten zu Boden gestoßen wurde am Montag abend ein Behinderter, der als Teilnehmer einer Protestaktion Behinderter den Zugang zum Theater „Die Komödie“ in Berlin–Charlottenburg blockiert hatte. Während der Sprecher der Gruppe die Theater–Besucher vom Rollstuhl aus gerade darauf hinwies, daß die Blockade nur von kurzer Dauer sein werde, hob der Passant seinen Rollstuhl hoch und rempelte einen zweiten Behinderten, der sich ihm in den Weg stellte, zu Boden. Verletzt wurde niemand. Die „Komödie“ im Kudamm– Karree war Ziel der Aktion, weil sie im neu erschienenen Berliner Handbuch für Rollstuhlfahrer als „für Behinderte nicht zugelassen“ ausgewiesen ist. Verantwortlich dafür sei, so Michael Eggert, Sprecher des „Spontan–Zusammenschlusses Mobilität für Behinderte“, die Bauaufsicht des Bezirks Charlottenburg. In der Praxis sei es so, erklärt Eggert, daß Behinderte höchstens dann eine Theaterkarte kaufen könnten, wenn sie sich in Begleitung einer nicht behinderten Person darum bemühten. Vom normalen Kartenvorverkauf seien sie jedoch ausgeschlossen. Die Geschäftsleitung des Theaters hat zwar nach eigenem Bekunden versucht, das Theater „behindertengerecht“ zu gestalten, scheiterte letztlich jedoch an baupolizeilichen Vorschriften, sprich an bürokratischen Hürden im Bezirk Charlottenburg. „Wer uns nicht berücksichtigt, verstößt gegen die Menschenrechte“, war auf dem Transparent zu lesen, das die Be hinderten den Theaterbesuchern entgegenhielten. Die meisten signalisierten deutlich ihre Zustimmung. Auf die Schwierigkeiten, überhaupt zum Theater zu gelangen, hatte die Gruppe zuvor durch demonstratives Benutzen einer Ku– Damm–Buslinie hingewiesen. Bei der Aktion „Bus und Bahn für alle“ forderten sie vom Senat die Einsetzung von behindertengerechten Bussen. Seit der jüngsten Kürzung des ihnen zustehenden Kontingents an Telebusfahrten können die Behinderten jedoch nur noch auf München verweisen, wo momentan zumindest ein Prototyp in Betrieb ist, der über eine absenkbare Einstiegsstufe verfügt.

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