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Ägypten erwägt Schritte gegen Israel

■ Scharfe Kritik an dem Vorgehen in den besetzten Gebieten / Mubarak laviert zwischen arabischen Erwartungen und dem Festhalten am Frieden mit Israel / Der Frieden ist kälter denn je

Aus Kairo Ali Antun

Die ägyptische Führung erwägt, ihren Botschafter in Tel Aviv aus Protest abzuziehen oder das Personal ihrer Vertretung zu reduzieren, falls die Zahl der Opfer in den von Israel besetzten Gebieten weiter zunehmen sollte. Nach Angabe diplomatischer Kreise ist die Regierung über Israels blutige Politik der eisernen Faust in den besetzten Gebieten empört. Schon 1982 hatte Kairo seinen Botschafter wegen der Libanon–Invasion abgezogen und erst 1986 wieder entsandt. Israels Chefdiplomat in Kairo wurde vorige Woche ins Außenministerium zitiert, wo ihm eine scharfe Protestnote überreicht wurde. „Die israelische unterdrückerische Politik in den besetz ten Gebieten bedroht die Bemühungen für eine friedliche Lösung der Palästina–Sache“, hieß es. Wie ein Beamter des Kairoer Außenministerums ausführte, „erwarten die Araber nach dem Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Amman im November, daß wir auf Israel so viel Druck wie möglich ausüben.“ Dort war es den Mitgliedsstaaten der Liga freigestellt worden, ihre diplomatischen Beziehungen zu Ägypten wieder aufzunehmen, die nach dem Camp– David–Abkommen 1979 abgebrochen worden waren. Staatspräsident Mubarak sind jedoch die Hände gebunden. Er kann den 1979 unterzeichneten Vertrag mit Israel nicht aufkündigen, weil dies den Verlust Sinais sowie der finanziellen Hilfe aus den USA und West–Europa zur Folge hätte. Der Frieden zwischen Jerusalem und Kairo ist heute kälter denn je. Mubarak hat es aber geschafft, an dem Camp–David–Abkommen festzuhalten und zugleich Beziehungen zu vielen arabischen Staaten aufzunehmen. Die Furcht vor einer Ausweitung der iranisch–islamischen Revolution hat inzwischen dafür gesorgt, daß auch die Golf– Staaten sich wieder Ägypten annähern und Geldspritzen versprechen. „Dieser Erfolg Mubaraks wurde auf Kosten des Friedens mit Israel erzielt“, so ein israelischer Diplomat in Kairo. Sollten die Unruhen in den besetzten Gebieten anhalten, wird der internationale Druck auf Israel zunehmen. Dann müßte Ägyptens Botschafter in Tel Aviv möglicherweise bald wieder seine Koffer packen.

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