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Hirnklempner

■ Mexikanische Ärzte haben erneut eine medizinethische Grenze überschritten

Berlin (dpa/taz) - Das Messer im Kopf, bisher eine Metapher für das erzwungene Vergessen, ist nun neurologische Realität. Im medizinischen Zentrum La Raza in Mexico City hat ein mexikanisches Ärzteteam erstmals in der Geschichte der Medizin Hirnzellen eines menschlichen Fötus in das Gehirn eines an der Parkinsonschen Krankheit (Schüttellähmung) Leidenden implantiert. Vermutlich ebenfalls zum ersten Mal wurden Teile der Nebenniere des Embryos, einer Fehlgeburt, in das Gehirn einer Frau verpflanzt. Die Operationen sind nach einem in der New England Journal of Medicine veröffentlichten Brief des mexikanischen Ärzteteams erfolgreich verlaufen. Beide Patienten haben angeblich die Kontrolle über ihre Körpermotorik weitgehend wiedergewonnen. Einer der Ärzte, Ignazcio Madrazo, betonte allerdings, weitere Forschungsarbeiten seien vor solche Eingriffen in das Gehirn unbedingt notwendig. Über die medizinethische Seite äußerte sich das mexikanische Ärzteteam nicht. Befürchtet wird, daß mit solchen Operationstechniken die Tür für den Einsatz von Föten als menschliche Materialreserven weiter aufgestoßen wird. Medizinethiker wie Arthur Caplan vom Zentrum für Biomedizinische Ethik der Universität Minesota befürchten gar, daß Frauen Föten allein zum Zweck des „Ausschlachtens“ austragen könnten.

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