: Tod eines Spions
■ Der Berliner Verfassungsschützer Michael Grünhagen starb letzte Woche / Ein Beamter, der alles vergeigte
In der letzten Woche starb der Oberamtsleiter des Berliner Landesamtes für Verfassungsschutz (VfS) Michael Grünhagen, durch die Schmückeraffäre ein über die Grenzen Berlins hinaus bekannter Dunkelmann. De mortuis nihil nisi bene - über die Toten nichts als Gutes. Doch ein Wort zu seinem Wirken im sogenannten Terrorismusbereich in den siebziger Jahren muß erlaubt sein. Grünhagens Wirken dort brachte seiner Behörde nur Ärger und Skandale ohne Ende ein. Wo „unser bester Mann“ (O– Ton VfS) auftauchte, sorgte er für Chaos und Unheil, mit dessen Beseitigung oder Vertuschung die politische Staatsanwaltschaft und der VfS alle Hände voll zu tun hatten. Dem Traumziel aller Geheimdienstler wähnte sich Grünhagen nahe, als er den wankelmütigen Anarchisten Schmücker umdrehte und als V–Mann in die Szene schickte. Mit Schmücker und weiteren V–Leuten wagte Grünhagen den Versuch, selber eine militante Gruppe aufzubauen und zu leiten, je nach politischem Kalkül. Von da an gings bergab. An seiner „Leimrute“ blieb niemand sonst als seine eigenen Dreigroschenjungen kleben. Trotz lückenloser Observation durch den VfS wurde der V–Mann Schmücker als „Verräter“ erschossen. Seit mehr als zwölf Jahren ist die Verwicklung Grünhagens und seines Dienstherrn in diesen Mord Gegenstand des sogenannten „Schmückerverfahrens“. Welche „Fehler“ der „Top– Mann“ aus eigenem Antrieb und welche auf Weisung seiner Dienstherren machte, nimmt er mit ins Grab. Noch in seiner Altersresidenz, die ihm der VfS für 300.000 DM bauen ließ, winkte dem „Geheimnisumwobenen“ das personifizierte Feindbild von einst zu: Der Bauherr der Verfassungsschutzresidenz war ein Agent des KGB. Till Meyer
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