: Arafat: UNO-Truppen in die besetzten Gebiete
■ PLO-Chef legt Friedensplan für Nahen Osten vor / UNO-Truppe soll nach Abzug der israelischen Einheiten die Verwaltung übernehmen / Sonderbeauftragter Murphy in Jerusalem / Neue Details der amerikanischen Vorschläge / Palästinenser: Rechnung ohne den Wirt
Jerusalem (rtr/taz) – Mit einem Friedensplan für den Nahen Osten hat sich auch Yassir Arafat, Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO zu Wort gemeldet.
In einem Streitgespräch mit dem Stern schlug er vor, eine UNO-Friedenstruppe solle die Verwaltung der besetzten Gebiete nach einem israelischen Abzug übernehmen. Danach könnten freie Wahlen unter Beteiligung der PLO abgehalten werden. Anschließend sollten sich alle Beteiligten zu einer internationalen Konferenz an einen Tisch setzen, sagte Arafat in dem Gespräch. Unterdessen wurden am Mittwoch in Israel Einzelheiten des US-Vorschlages für eine Lösung des Nahost-Konflikts veröffentlicht. Ein Regierungsvertreter sagte in Jerusalem, nach dem US-Plan solle ein internationales Treffen im April den Auftakt zu direkten israelisch- arabischen Verhandlungen bilden. Daran sollten sich sechsmonatige Gespräche über eine vorrübergehende Selbstverwaltung der Palästinenser in den besetzten Gebieten anschließen.
Der Sondergesandte der US- Regierung, Richard Murphy, hatte die Vorschläge in Gesprächen mit Israels Ministerpräsident Yitzhak Shamir und Außenminister Shimon Peres erläutert. Shamirs Sprecher Avi Pazner erklärte, es gebe noch viele Fragezeichen. Peres, der den amerika nischen Plan unterstützt, wies darauf hin, ein Erfolg des Vorschlags hänge wesentlich von einem Treffen des US-Außenministers George Schultz mit der sowjetischen Führung ab, das noch in diesem Monat stattfinden solle. Ohne Zustimmung der UdSSR, die gute Beziehungen zu Syrien und der PLO unterhält, hat der amerikanische Plan kaum eine Chance.
Nach Angaben von Peres ist der schwierigste Punkt die Beteiligung Jordaniens. König Hussein befürwortet eine internationale Konferenz an Stelle direkter Gespräche sowie die Teilnahme der PLO im Rahmen einer palästinensisch-jordanischen Delegation. Zu den von Shamir kritisierten Punkten zählt auch die Frage der Dauer einer „Zwischenlösung“ für die Palästinenser in der Westbank und dem Gaza-Streifen. Außerdem möchte Shamir vermeiden, daß eine endgültige Regellung bereits im Vorfeld anvisiert wird. Dies würde auch dem Autonomie-Plan des Camp-David- Vertrages entsprechen.
Shamir, der seine Auffassung am Dienstag vor der Fraktion des Likud-Blocks in der Knesset darlegte, war optimistisch, die Reagan-Administration bei Gesprächen in Washington Mitte März überzeugen zu können.
Auf wenig Gegenliebe stießen die amerikanischen Pläne unter den Palästinensern. In ihren Augen wird die diplomatische Rechnung ohne den Wirt gemacht, unter Ausschluß der palästinensischen Bevölkerung. Einer der „gemäßigten“ Palästinenser in Ostjerusalem wies zudem darauf hin, daß die Geheimgespräche zwischen Israel und Jordanien, wie sie von der britischen Zeitung The Times berichtet wurden, an die Geheimdiplomatie im Vorfeld des Camp-David-Abkommens erinnerten. Die dort vorgesehene Autonomie-Regelung lehnen die Palästinenser nach wie vor als eine andere Form der Besatzung ab.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen