: Krollmann: Etwas jünger bitte
Geschaßter Fraktionsvorsitzender der Hessen-SPD setzt auf Neuanfang / Krollmann bleibt bis 1991 Parteivorsitzender, kandidiert aber nicht für das Amt des Ministerpräsidenten ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt
Wiesbaden/Frankfurt (taz) – Er habe einem Neuanfang in der Landtagsfraktion der Hessen- SPD nicht im Wege stehen wollen. Das erklärte der geschaßte Fraktionsvorsitzende der Hessen- SPD, Krollmann, am Montagabend vor der Presse. „Da wollte ich helfen und habe mich zurückgenommen“, so Krollmann kurz nachdem er sein Amt wegen parteiinterner Querelen niedergelegt hatte. Nach dem Willen von SPD-Landesvorstand und Fraktion soll er jedoch bis zu den Landtagswahlen 1991 Vorsitzender der Hessen-SPD bleiben.
Der Ex-Finanzminister erklärte definitiv, daß er zwar bis 1991 Parteivorsitzender bleiben werde, doch als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten nicht mehr zur Verfügung stehe. Nicht nur in der SPD sei ein „Generationswechsel“ angesagt. Jetzt müßten jüngere Leute in die Führungspositionen der Partei hineingewählt werden.
Mit dem Hanauer Landtagsabgeordneten Lothar Klemm, der am Montag zum neuen Landesgeschäftsführer gekürt wurde, sei ein solcher Generationswechsel eingeleitet worden, meinte Krollmann. Der neue Landesgeschäftsführer hatte sich mit einer Landtagsrede zum Hanau-Komplex, die alle fraktionsübergreifend beeindruckte, schnell einen Namen gemacht.
Daß die SPD-Fraktion ausgerechnet den „Grünfresser“ Ernst Welteke zum neuen Fraktionsvorsitzenden wählte, werten die Grünen im hessischen Landtag als Indiz dafür, daß die Rechte innerhalb der SPD „auf dem Vormarsch“ sei. Auf den Gängen des Landtags wurde allerdings am Dienstag bereits die neue „Geheimwaffe“ der hessischen Sozialdemokratie für die Landtagswahlen 1991 auf dem Gerüchtemarkt gehandelt: Der allseits beliebte Kasseler Oberbürgermeister Eichel soll die Karre aus dem Dreck ziehen. Der Kasseler Grüne Reinhold Weist, Haushaltsexperte der Landtagsfraktion, rieb sich ob dieser Nachrichten schon die Hände. Weist: „Der Mann hat wenigstens positive Rot-Grün- Erfahrung.“
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