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Philips knipst ein Drittel aus

■ Der niederländische Elektrokonzern will 50 bis 60 Werke in Europa schließen / Trotz Gewinnrückgang wird noch genügend Profit gemacht / Verlagerung in den „Dollar-Raum“ geplant

Eindhoven (dpa/taz) – Mit der geplanten Schließung von 50 bis 60 seiner rund 170 Werke in Europa und der Produktionsverlagerung in kostengünstigere Länder innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre will der niederländische Elektrokonzern Philips Gloeilampenfabrieken N.V. (Eindhoven) seine Wettbewerbskraft erhalten. Der Philips-Konzern hat sich bisher darum bemüht, das Bild einer niederländischen nationalen Institution abzugeben. Personalabbau wurde durch Projekte wie die Förderung von Technologieparks und Gründerzentren in den Niederlanden abgefedert.

Als Sofortmaßnahmen zur Kostensenkung kündigte Unternehmenspräsident Cornelis Johannes van der Klugt am Donnerstag bei Vorlage der Bilanz in Eindhoven an, daß noch in diesem Jahr weltweit etwa 10.000 bis 20.000 von 336.700 Arbeitsplätzen abgebaut werden. Über die unmittelbaren Auswirkungen auf die Bundesrepublik mit gut 35.000 Beschäftigten und 20 Werken machten weder van Klugt noch die deutsche Philips-Gesellschaft Alldephi (Hamburg) Angaben.

Der Abbau der Arbeitsplätze soll nach Auskunft des Hamburger Pressesprechers über natür liche Fluktuation und vorzeitigen Ruhestand und nur vereinzelt über „Sondermaßnahmen“, was wohl eine vornehme Umschreibung für direkte Entlassungen sein soll, erreicht werden. Betroffen seien vor allem Arbeitsplätze im administrativen Bereich, nicht direkt in der Produktion.

Van der Klugt verwies auf den Rückgang des Reingewinns im Vergleich zu 1986 um 19 Prozent auf 818 Millionen Gulden (726 Mio. DM). Der Umsatz hat sich 1987 um vier Prozent auf 52,7 Milliarden Gulden (46,8 Mrd. DM) verringert. Die negativen Auswirkungen des Verfalls des Dollarkurses seien größer gewesen als die positiven Effekte bei den Kosten, sagte van der Klugt. Der Hauptversammlung am 12. April wird die Ausschüttung einer Dividende von zwei Gulden je 10-Gulden-Aktie vorgeschlagen.

Im Unternehmensbereich Beleuchtung stieg der Absatz um vier Prozent. Wertmäßig war ein Umsatzrückgang zu verzeichnen, der durch den Fall des Dollarkurses verursacht wurde. Im Sektor Unterhaltungselektronik wurde dank eines kräftigen Anstiegs der Verkäufe in den USA ein Absatzzuwachs von elf Prozent erzielt. Auf dem Markt für Fernsehgeräte und Videorecorder konnte Philips seine Position behaupten, bei CD- Recordern wurde der Marktanteil vergrößert.

Die für 1987 erwartete Erholung des Marktes für elektronische Bauelemente blieb nach Angaben von Philips hinter den Erwartungen zurück. Die Fertigungskapazitäten waren nicht voll ausgelastet. Zwar war eine Absatzzunahme um elf Prozent zu verzeichnen, doch verschlechterten sich die außerhalb der USA erzielten Ergebnisse gegenüber denen des Vorjahres.

Ursachen hierfür waren Umstrukturierungs- und Entwicklungskosten, der niedrige Dollarkurs und der Preiswettbewerb mit Produzenten in Ostasien. Im Bereich Haushaltsgeräte stieg der Absatz um fünf Prozent.

Bei der Produktionsverlagerung denkt van der Klugt nach eigener Aussage vor allem an die „Dollar-Zone“, wo das Unternehmen nicht mehr den starken Kursschwankungen der US-Währung ausgesetzt sei. In Dollar werden etwa 40 Prozent des Umsatzes der Gruppe abgewickelt. In den USA seien einige Übernahmen geplant. Es gebe „Dutzende von Angeboten“, eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.

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