piwik no script img

Drohungen nach dem PLO–Attentat

■ Rabin: PLO will Shultz–Plan torpedieren / Bekennerschreiben der PLO: Rache für den Mord an drei Al–Fateh–Mitgliedern auf Zypern? / Neue Proteste, wieder zwei Tote in der Westbank

Tel Aviv/Nikosia (taz/afp/rtr) - Die israelische Presse spekulierte am Dienstag nach dem Anschlag auf einen Bus in der Negev– Wüste über eine neue Offensive gegen die PLO und ein verschärftes Vorgehen des israelischen Militärs in den besetzten Gebieten. Der angesehene Militärkomentator der Zeitung Haaretz meinte, mit dem Anschlag versuche die PLO–Führung „draußen“, dem kaum kontrollierbaren palästinensischen Aufstand die Existenz und Aktionsfähingkeit der PLO zu beweisen. Bei der Entführung des Busses waren sechs Personen, drei Fahrgäste und die drei Kidnapper, ums Leben gekommen. In der Nacht zum Dienstag bekannte sich die PLO zu der Aktion. Ein entsprechendes Kommunique der Direktion der Streitkräfte der palästinensischen Revolution wurde der französischen Nachrichtenagentur afp vom PLO–Büro in Nikosia zugestellt. Die drei Aktivisten hätten die Namen von „Märtyrern“ getragen, die in Limassol vom israelischen Geheimdienst getötet worden seien. Am 14. Februar waren in Limassol (Zypern) drei Mitglieder der Al Fateh, der größten Palästinenserpartei, durch die Explosion ihres Autos getötet worden. Der israelische Verteidigungsminister Jitzhak Rabin hatte am Montag vor dem Parlament in Jerusalem erklärt, Ziel des Anschlages auf einen Bus in der Negev– Wüste sei es gewesen, der PLO maximale Publizität zu verschaffen, nachdem sie durch die Nahost–Initiative von USA–Außenminister George Shultz in den Schatten gedrängt worden sei. Die PLO–Terroristen hätten nun wieder gezeigt, daß sie Juden und Israelis ermorden wollten, nur weil sie Juden und Israelis seien, meinte Rabin. Das politische Ziel des Terrors und der Gewalttätigkeiten in den besetzten Gebieten sei es, Israel die Bedingungen der PLO aufzuzwingen. Der Anschlag auf den Bus hat die Protestbewegung in der Westbank und dem Gaza–Streifen am Dienstag neu entfacht. Zwei Palästinenser wurden getötet, in mehreren Städten ging israelisches Militär mit Tränengas und Gummigeschossen gegen Kundgebungen zum Internationalen Frauentag vor. Im westjordanischen Ramallah lieferten sich Demonstranten und israelische Soldaten eine Straßenschlacht. Zuvor hatte das Militär nach Augenzeugenberichten eine friedliche Kundgebung von rund 300 Frauen aufgelöst, die zum Internationalen Frauentag mit verbotenen Palästinenserflaggen durch die Stadt marschierten. Im palästinensischen Flüchtlingslager Akbat Dschaber wurde nach Angaben aus Sicherheitskreisen in der Nacht zum Dienstag ein arabischer Polizist ermordet, der im besetzten Westjordanien für die Israelis arbeitete. Es hieß, der 30jährige sei in seinem Haus getötet worden. Dorfbewohner im westjordanischen Chabatijeh hatten vor zwei Wochen einen Mann gelyncht, der beschuldigt worden war, im Dienste des israelischen Inlandgeheimdienstes Schin Bet zu stehen. Der Mann hatte zuvor ein Kind erschossen und 13 weitere Personen verletzt, die sein Haus angegriffen hatten. Siehe Kommentar auf Seite 4

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen