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Sparservice politisch

■ Öko–Bank eröffnet am 2.Mai den Geschäftsbetrieb / Im Angebot: Frauen– und Umwelt–Kreditbriefe / SparerInnen haben vollen Einblick ins Bankgeschäft

Von Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Fünf stolze Öko–Banker - unter ihnen die Aufsichtsratsmitglieder Wolfgang Roth (SPD) und Jo Müller(Grüne) - stellten gestern im neu gestylten Frankfurter Cafe „Gegenwind“ das Eröffnungskonzept für die Alternativbank vor, der das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BAK) Anfang März die Zulassung zur Tätigung von Bankgeschäften erteilt hatte. Frauen werden sich ab dem 2.Mai in Frankfurt–Bornheim mit Frauen–Sparbriefen von männerdominierten ehemaligen Hausbanken „freikaufen“ können, da mit ihren Gelder nur Frauenprojekte finanziert werden. Ökologisch orientierte Zeitgenossen dürfen sich in der Öko–Bank mit Umwelt–Sparbriefen eindecken und sich endlich mit ruhigem Gewissen auf ihr Ruhekissen betten, denn die ihrer neuen Bank zur Verfügung gestellten Gelder werden ausschließlich zur Kreditfinanzierung ökologischer Projekte verwendet. Das Konzept der Öko–Bank steht, und Torsten Martin von der noch amtierenden „Ökobank–Genossenschaft in Gründung“ peilte schon das nächste Ziel an: Die bundesweite Expansion der zunächst nur auf den Großraum Frankfurt beschränkten Alternativbank. Daß das BAK den neuen Bankern Selbstbeschränkungen auferlegt hat, die vor allem das Kreditgeschäft einschränken, hat für den SPD–Wirtschaftsexperten Wolfgang Roth nicht nur Nachteile. Mit der Auflage, daß die Öko–Banker nur das dreifache ihres Eigenkapitals - derzeit 7,7 Millionen DM - an die Kreditnehmerkundschaft ausschütten dürfen, sei die Chance gewahrt, sich auf „sicherem Boden“ bewegen zu können. „Normale“ Banken vergeben dagegen Kredite bis zum 18fachen des vorhandenen haftenden Eigenkapitals. Das BAK legte die Kreditobergrenze für die Öko– Bank auf 750.000 DM fest - wie von den Öko–Bankern selbst vorgeschlagen. Und auch im Einlagen– und Spargeschäft ist die Öko–Bank gegenüber den systemimmanenten Banken vorerst noch im Nachteil. Den Interessenten an den Sparbriefen und - nach einer Anlaufphase - auch all denen, die bei der Öko–Bank ein Konto eröffenen wollen, muß explizit gesagt werden, daß die Öko–Bank nicht Mitglied in einem Sicherungsfonds eines Verbandes der Kreditinstitute ist. Im Klartext: Falls die Öko– Bank pleite geht, sind die Einlagen futsch. Doch soweit soll und wird es nicht kommen, wie Aufsichtsratsmitglied Jo Müller (die Grünen), der in der Pressekonferenz für „Philosophisches“ zuständig war, der anwesenden Weltpresse versicherte. Das Projekt sei zwar immer noch eine Gratwanderung, doch die MacherInnen seriöse Fachleute. Darüberhinaus sei er „froh“, daß „Leute wie Wolfgang Roth“ im Aufsichtsrat sitzen, denn ein aus der Tradition der BIs entstandenes Projekt dürfe niemals parteigebunden sein.

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