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Computerviren, selbstgebaut

■ Softwarefirma bietet „Virus–Construktion–Set“ an / Verkauf nur an Volljährige

Hannover (ap) - Nicht nur Gaspistolen gibts allein gegen den Nachweis, daß der Käufer volljährig ist und einen guten Leumund hat. Auf der Hannover–Messe CeBit hat ein Programm Premiere, das genauso gefährlich ist und deshalb nur gegen eine schriftliche Erklärung, damit keinen Unsinn treiben zu wollen, verkauft wird: Computerviren zum Selberbauen. „Der Versand dieses Programms erfolgt nur an Personen über 18 Jahre“, heißt es in einem Formblatt, das jeder Käufer des „Virus Construction Set“ unterzeichnen muß. Computerviren sind Programme, die in andere Computerprogramme eingeschleust werden und sie verändern oder gar vernichten können. „Die Viren sind eine Gefahr, solange sie unbekannt sind und man nicht weiß, wie sie arbeiten“, sagte der Computerexperte und Spezialist für Datensicherung, Ralf Burger. Burger entschloß sich, den Bausatz für Computerviren auf den Markt zu bringen, nachdem das von einem deutschen Programmierer entwickelte Zerstörungssystem von anderen Firmen abgelehnt wurde - „ich bin damit an die Öffentlichkeit gegangen, weil sich kein anderer getraut hat“, sagt der Systemingenieur aus dem Emsland. Treffend nennt sich der bislang unbekannt gebliebene Entwickler des Computer–Viren–Sets „Nightmare Software“ (Alptraum Software). Zwar ist auch unter Computerfachleuten umstritten, wie groß die Gefahr ist, daß ein solches „infiziertes“ Programm auf den eigenen Rechner übergreift. Doch allein für die unter Privatleuten stark verbreiteten Kleincomputer der Firma Atari gebe es ein „Milzbrand–Virus“, das seit einem Jahr in der Computerfreak–Gemeinde kursiere, warnte Burger. Und dem Besitzer helfe es wenig, wenn solche Programme unter der Hand weitergegeben würden - aber der verunsicherte Heimcomputer–Besitzer keine Möglichkeit habe, es zu erkennen oder gar zu bekämpfen. „Nightmare Software“ setzt stattdessen darauf, über den Umgang mit dem Übel damit umgehen zu lernen und es zu bekämpfen. Mit der Anleitung für selbstgestrickte Viren - „inklusive Virus– Zerstörer“ - „kann jeder ein Virus erkennen und weiß, was er dagegen zu tun hat“, sagt Datensicherungs–Spezialist Burger. Zugleich erhält jeder Interessent auf einem Formblatt die Warnung: „Dieses Programm ist kein Spielzeug! Die Arbeit damit ist nicht ungefährlich.“ Der „sehr vorsichtige“ Umfang mit dem infektiösen Programm müsse beim Anwender vorausgesetzt werden - und der Vertrieb der Computer–Disketten übernimmt „für entstehende Schäden keine Haftung“. Juristische Probleme sieht Burger vorerst nicht. „Das Programm auf dem eigenen Rechner zu benutzen, ist straffrei“, versichert er. Bisher gibt es die Programm– Krankheiten auch nur auf einem für Atari–Heimcomputer zugeschnittenes System - und da sei die Gefahr überschaubarer als bei professionell genutzten Computersystemen. Eine weitere Absicherung soll die vom Käufer geforderte schriftliche Erklärung bieten, in der die Kenntnisnahme der Strafgesetzbuch–Paragraphen 303 a und 303 b bestätigt wird - sie sehen für rechtswidrige Datenveränderung oder Computersabotage Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren vor. Thomals Wiegold

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