Zu–Null–Sieg

■ FDP zockt gelähmte SPD ab

Für die Hamburger Sozialdemokraten ging es beim Knackpunkt Neue Heimat ans Eingemachte. Zum einen hatte die 46–Prozent–Partei in den Verhandlungen mit ihrem kleinen Koalitionsgegner FDP (sechs Prozent) in allen vorangegangenen Streitpunkten nachgegeben, zum anderen berührte die geplante Übernahme der Neue–Heimat–Wohnungen ein sozialdemokratisches Tabu - das Verhältnis zum DGB, durch Lafontaines Äußerungen in jüngster Zeit ohnehin genug angekratzt. Der Hamburger Verhandlungspoker lief verkrampft, die SPD, unter Erfolgsdruck, spielte zeitweise sogar mit gezinkten Karten und geschönten Bilanzen. Seit über 40 Jahren an der Regierung, scheiterte die SPD an ihrer eigenen Behäbigkeit. Denn - Filz zwischen Partei und Verwaltung sichert nicht nur Pöstchen und Einfluß, sondern stumpft auch ab. Vollkommen wehrlos mußten die verfetteten Sozis den Innovationsdrang des kleinen, frechen Koalitionärs über sich ergehen lassen, hatten dem Manchester–Liberalismus der Freidemokraten ebenso wenig entgegenzusetzen wie den innen– und rechtspolitischen Vorstößen der Liberalen. Beigetragen zum Zu–Null–Sieg der FDP hat zudem, daß die Freidemokraten sich besser verkaufen können und - wie im Fall Neue Heimat - mit Fachprofis aufwarten konnten, gegen die die SPD–Unterhändler wie eine Laienspielschar agierten. Auch wenn die wirtschaftspolitischen Erfolge der Hamburger FDP, wie etwa die massenhafte Privatisierung von (durchaus rentablen) staatseigenen Betrieben, in der Linken Katastrophenängste auslösen - Schadenfreude läßt sich kaum verbergen. Und zwar darüber, daß die vermuffte Sozialdemokratie samt den mit ihr liierten Gewerkschaftsbonzen mal so richtig einen übergebraten bekommen hat. Wer entgegen allen Erfahrungen noch auf die SPD setzt, kann nur hoffen: Vielleicht helfen ja die Schläge auf den Hinterkopf. Axel Kintzinger