: I N T E R V I E W „Bewußtseinsurschlamm der CSU“
■ Klaus Warnecke, Sprecher der SPD–Medienräte, zur Nichtgenehmigung von „Radio Z“
taz: Wie werten Sie die Entscheidung des Medienrates, „Radio Z“ die Zulassung zu verweigern? Warnecke: Das Verbot von „Radio Z“ - ich spreche bewußt von Verbot, denn der Sender hat drei Monate rechtstreu und entsprechend dem Me Füßen. Halten Sie die genannten Gründe für stichhaltig? Das, was die CSU und Staatsekretär Rosenbauer hochgespielt haben, die Finanzierung des Senders und die Homosexuellenfrage, das ist pure, abgrundtiefe Heuchelei. Hier werden irgendwelche dunklen Flecken gesucht, die bei anderen Hörfunkanbietern zu Hauf vorgelegen hätten. Nirgendwo hat man jemals nach Finanzierungshintergründen gefragt. Ernstnehmen und zugleich bedauern tue ich das, was Domkapitular Gegenfurtner vorgetragen hat, daß die Kirche beschimpft und verächtlich gemacht worden sein soll. Vor vier Monaten war er ja der mutige Mann, der gegen diese CSU–Heuchler auch in der Homosexuellenfrage gestimmt hat. Wo sind die Hintergründe für die Medienratsentscheidung zu suchen? Hier ist der Bewußtseinsurschlamm der CSU hochgespielt worden. Vor der Sitzung hätte „Radio Z“ sicher eine Mehrheit bekommen. Es war die Dynamik der Sitzung selbst. Als Rosenbauer aufputschte wie der Großinquisitor persönlich und dann Gegenfurtner überraschend erklärte, er als Kirchenmann könne „Z“ nicht zustimmen, witterten sie Morgenluft. Die Personalpolitik beim Bayerischen Rundfunk, die ständigen Eingriffe in das Programm, das Protegieren des Privatfernsehen „tv–weiß–blau“ von Strauß–Sohn Franz Georg durch die Staatsregierung - das ist bayerische Medienpolitik. Wie paßt „Radio Z“ ins Konzept? Das sind alles Blätter vom gleichen Stamm. Meinungsfreiheit a la CSU wird flankiert vom Bayernkurier auf der einen und vom Münchener Merkur auf der anderen Seite. Innerhalb dieses Spektrums spielt sich Meinungsfreiheit ab, alles andere jenseits des Spektrums wird von der CSU, weil sie die Macht dazu hat, nicht geduldet. Da läßt sich eine klare Linie ziehen vom Bayerischen Rundfunk bis hin zum Verbot von „Radio Z“. Das Interview führte Bernd Siegler tazintern
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen