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Mit GNS und Bahn aus der Atomkrise

■ Umweltminister Töpfer präsentiert sein Konzept zum Ausstieg aus der Krise / Die Essener Firma GNS und die Bundesbahn erhalten Schlüsselstellung für die Entsorgung der Atomkraftwerke

Aus Berlin Manfred Kriener

Umweltminister Töpfer (CDU) hat gestern sein Konzept zur „Neustrukturierung der Kernenergiewirtschaft“ vorgestellt. Wichtigste Punkte: die Essener Atomfirma GNS soll künftig die zentrale Rolle für die Entsorgung der AKWs einnehmen, und die Bundesbahn soll die Federführung für die Atomtransporte übernehmen. Töpfer: „Ich will alles daran setzen, um möglichst viele Transporte auf die Schiene zu verlegen.“ Töpfer bezeichnete die „Verflechtung“ der Atomindustrie als eigentliche Ursache für den Atomskandal. Dagegen will er „klare Mauern“ errichten. Die vier Bereiche Atomtransporte, Konditionierung/Zwischenlagerung, Herstellung von Kernbrennstoffen und der Betrieb von AKWs müßten künftig getrennt werden. Einer der Stützpfeiler für Töpfers Mauern ist die von dem früheren Transnuklear–Mann Baatz gegründete und geführte Essener GNS. Die zwölf AKW–Betreiber der Bundesrepublik hatten sie vergangene Woche zur Nachfolgerin der Transnuklear gekürt (s. taz v. 15.3.). Töpfer machte gestern deutlich, daß er bereit ist, der GNS die Konditionierung und Zwischenlagerung zu übertragen, aber nicht die Transporte. Namentlich wurde die GNS von Töpfer nicht erwähnt. Er sprach lediglich von „einem Unternehmen“ das in gemeinschaftlicher Verantwortung aller Betreiber die Konditionierung und Zwischenlagerung übernehme. Wie dieses Unternehmen heiße, sei Sache der Betreiber, sagte Töpfers Sprecher Huthmacher der taz: „Es kann die GNS sein“, und: „Wir haben keine Vorbehalte gegen die GNS.“ Daß die GNS als direkte Konkurrentin von Transnuklear in der Vergangenheit ebenfalls eine Schmiergeldpraxis betrieben hat, geht aus Vernehmungsprotokollen der Hanauer Staatsanwaltschaft zweifelsfrei hervor. Auch der Sprecher von Transnuklear/Nukem, Jörg Pompetzki fragt sich „was bei denen (GNS) eigentlich anders war als bei uns“. Pompetzki: „Das fragen sich viele Leute hier.“ Töpfers zweites Standbein ist die Bundesbahn. Mit der Übertragung der unternehmerischen Führung für die Atomtransporte auf die Bahn, erhält ein staatliches Unternehmen die Federführung für diesen sensiblen Bereich. Von einer „Verstaatlichung“ soll dennoch keine Rede sein, Transnukear taucht in Töpfers Konzept nicht mehr auf. Nächste Woche will der Minister sein Konzept nochmals mit der Energiewirtschaft besprechen. Er erwartet eine Einigung, zumal einige Unternehmen schon Zustimmung signalisiert hätten. TN/ Nukem–Sprecher Pompetzki zum neuen Konzept: „Jetzt nachdem alles zerschlagen ist, können wir uns ja nur noch fügen.“

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