: IG Metall hält sich bedeckt
Franz Steinkühler, der Vorsitzende der Industriegewerkschaft, mit dem NRW–Ministerpräsidenten Rau zusammen „an den Verhandlungstisch“, forderten am Wochenende die aufgebrachten Rheinhausener. Sie klagen von der Frankfurter IGM–Zentrale ein deutliches Wort ein - aber sie werden es nicht so bekommen, wie sie es erhoffen. Am Montag tagte der Geschäftsführende Hauptvorstand der Gewerkschaft in Frankfurt. Eine Erklärung zu den gescheiterten Verhandlungen vom Freitag und zu den Cromme–Äußerungen über das Abrücken der NRW–Landesregierung vom Stahlstandort Rheinhausen war bis Redaktions schluß nicht zu erhalten. Lediglich in den gestern veröffentlichten „Stahlnachrichten“ der IG Metall wird der Konzernstrategie zur Schließung Rheinhausens noch einmal das vom Betriebsrat erarbeitete Alternativkonzept entgegengestellt, das die Erhaltung des Rheinhausener Standorts ermöglichen würde. Die Gewerkschaft hält sich bedeckt. Der IGM–Vorsitzende Franz Steinkühler, so sagte sein persönlicher Referent Karl–Heinz Blessing gestern zur taz, könne auf keinen Fall als Vermittler im Rheinhausener Stahlkonflikt auftreten. Schließlich sei er nicht neutral, sondern Partei - auf Seiten der kämpfenden Belegschaft. Das Ziel der IGM sei es, möglichst viele Arbeitsplätze in der Stahlindustrie zu erhalten und für jene, die nicht erhalten werden können, Ersatzarbeitsplätze innerhalb von „Beschäftigungsgesellschaften“ bereitszustellen, die neu gegründet werden müßten. Ob Steinkühler in der aktuellen Situation den Rheinhausenern aber durch einen Besuch den Rücken stärken wird, blieb am Montag offen. In der IGM–Zentrale in Frankfurt wurde darauf verwiesen, Steinkühler sei diese Woche sehr wohl in Sachen Stahlkrise auf Reisen, aber in Bayern bei der Maxhütte, der das Wasser ebenfalls bis zum Hals steht. Anschließend ist ein Besuch bei VW in Wolfsburg angesetzt, wo ebenfalls Tausende von Arbeitsplätzen durch Rationalisierungen gefährdet seien. Kein Zweifel, der IGM–Chef ist allein mit anderen Krisenregionen der Republik schon voll ausgelastet. Die Zurückhaltung der IG Metall–Führung in Frankfurt mag daran liegen, daß sie für die Rheinhausener kaum eine Erfolgschance sieht. Dort glaubt man durchaus, daß Krupp–Chef Cromme in dem von der taz dokumentierten Gespräch die Position der Landesregierung richtig wiedergegeben hat. Gleichzeitig will die Gewerkschaft dem SPD–Ministerpräsidenten Rau offiziell nicht zu nahe treten und gibt sich daher mit dem Dementi der Landesregierung zufrieden. Allein schon die objektive Interessenlage der Landesregierung spricht dafür, daß Cromme den Gesprächsverlauf richtig wiedergegeben hat: Wenn die Schließung Rheinhausens schon nicht verhindert werden kann, soll der Konflikt möglichst schnell aus den Schlagzeilen verschwinden. Und wenn der Aufsichtsrat die Schließung Rheinhausens am 2. Mai beschließt, kann niemand, weder die Landesregierung noch die IG Metall, verhindern, daß das Krupp–Mannesmann–Konzept auch durchgezogen wird. Die Belegschaft in Rheinhausen steht auf verlorenem Posten. Das einzige, was man in Frankfurt für möglich hält, ist, die die Arbeitsplatzverluste zu begrenzen und die „Zeitschiene“ für den Arbeitsplatzabbau zu strecken. Dies ist letztlich nur als Kompromiß zwischen den Konzernstrategien und der Betriebsratskonzeption denkbar. Martin Kempe
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