: Ungarn contra Rumänien
■ Heftige Angriffe Ungarns gegen das Nachbarland wegen Rumäniens Minderheitenpolitik / Solidarität mit Flüchtlingen
Wien/Budapest (afp) - Ungarn hat Rumänien am Dienstag beim Wiener Folgetreffen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) heftig angegriffen und ohne namentliche Nennung Rumäniens das Nachbarland beschuldigt, die Menschenrechte und die Grundrechte der nationalen Minderheiten zu verletzen. Die Frage der Minderheiten belastet die Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Ungarn unterstützt immer offener die in Rumänien lebende Minderheit ungarischer Herkunft, die nach rumänischen Angaben rund 1,8 Millionen Mitglieder zählt und sich über Zwangsassimilierung beschwert. Der Leiter der ungarischen Delegation bei der KSZE, Andre Erdös, nannte als „positive Beispiele“ die ungarischen Minderheiten in der Tschechoslowakei, Jugoslawien und der Ukraine (UdSSR). Rumänien hatte Anfang des Monats beschlossen, daß die Namen der Ortschaften, in denen die ungarische und die deutsche Minderheit leben, nunmehr in Rumänisch und nicht mehr in Ungarisch oder Deutsch geschrieben werden. Der seit nahezu einem Jahr anhaltende Strom an Flüchtlingen, die massenweise ihr Heimatland Rumänien in Richtung Ungarn verlassen, hat dort zu einer Solidaritätswelle bisher ungeahnten Ausmaßes geführt. Die ungarischen Behörden halfen zu Jahresbeginn Organisationen, die die Flüchtlinge mit Hilfsmaßnahmen unterstützen. Die Anzahl der Flüchtlinge wird von offizieller Seite auf rund 10.000 Personen, seitens eines mit der Flüchtlingshilfe befaßten Kirchenvertreters auf 20.000 geschätzt. Im Gegensatz zu den sonst unter „sozialistischen Bruderländern“ üblichen Gepflogenheiten schickt Budapest die Flüchtlinge jedoch nicht in das Nachbarland zurück. Dokumentation
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen