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Reagan erhöht Druck auf Iran

■ Revolutionswächter beschießen Tanker / US–Flotte erhält neue Einsatzbefehle / USA hat Weltpresse irregeführt / Iran reduziert Flottenpräsenz

Aus Manama William Hart

Mit Maschinengewehrfeuer auf einen liberianischen Tanker haben iranische Revolutionswächter gestern auf die Ankündigung der USA reagiert, dreizehn weitere Schiffe in den Golf zu schicken und die Aufgaben der US– Flotte auszuweiten. US–Präsident Reagan hatte am Samstag mit neuen Drohungen gegen Iran Vermutungen bestärkt, die US–Kriegsflotte im Golf werde künftig auch angegriffene Schiffe, die bisher keinen US–Militärschutz erhalten, verteidigen. „Irans Führer müssen verstehen, daß Iran und sein Volk für fortgesetzte militärische und terroristische Angriffe gegen nicht am Krieg Beteiligte und für die Weigerung, über die Beendigung des Krieges zu verhandeln, sehr teuer bezahlen müssen.“ Sprecher des US–Verteidigungsministeriums haben bisher offengelassen, in welcher Form der Auftrag der US–Kriegsschiffe ausgedehnt werden soll. Seit Juli vergangenen Jahres bestand ihr offizieller Auftrag darin, unter US–Flagge fahrenden Handelsschiffen Geleitschutz zu geben. Iran hat unterdessen seine Flottenpräsenz im Golf deutlich reduziert und versucht trotz der Drohungen, die Situation im Golf zu beruhigen. Seit dem Wochenende ist klar, daß die USA mit einer massiven Falsch–Berichterstattung die internationale Öffentlichkeit beeinflußt haben um Kritik an den eigenen Angriffen gegen iranische Ziele zu unterbinden. Über den vom Pentagon mit Informationen versorgten Pressepool an Bord der US–Kriegsschiffe im Golf war am Dienstag morgen die Meldung verbreitet worden, Iran habe fünf Silkworm–Raketen abgeschossen. Fortsetzung auf Seite 6 Kommentar auf Seite 4 Seitdem ist die iranische Haltung weitgehend von einer defensiven Taktik gegen US–Angriffe geprägt. Angriffsaktionen einiger amokfahrender Revolutionswächter waren eher unkontrollierte Abweichungen von der Linie Teherans. Die Revolutionswächter hatten vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate auf eine Ölplattform und einen britischen Tanker geschossen. Dabei ist zu bezweifeln, daß das Vorgehen der Revolutionswächter von dem Obersten Verteidigungsrat in Teheran angeordnet war. Bei einem Silkworm–Einsatz wäre dies jedoch Voraussetzung gewesen. So hat Irans Außenminister Velayati gestern in Damaskus die USA beschuldigt, mit Propagandamanövern eine Aggression gegen Iran vorzubereiten. Washington hatte am Wochenende erneut den Fund weiterer Minen gemeldet. Dabei wurde mit der Zerstörung der Sprengsätze wieder darauf verzichtet, die Minen als Beweis für die US–Anschuldigungen gegen Iran zu sichern.

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