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Schwedische Technik gegen polnischen Schwefel

■ Gute Geschäfte mit osteuropäischer Umweltverschmutzung

Aus Uppsala Reinhard Wolf

„Geschäft ist Geschäft. Niemand will uns die Reinigungstechnik umsonst geben.“ Mehr noch, beklagte sich Polens Vizeumweltminister Waclaw Kulczynski auf einem schwedisch–polnischen Umweltseminar in Uppsala: Gegen gutes Geld wollten die westlichen Länder fortgeschrittene Reinigungstechnik an Polen liefern. Dies dürfte sich bald ändern. Die schwedische Industrie hat die Marktlücke entdeckt und ist bereit, auch hochmoderne Steuerungstechnik zu liefern. Auf zwei Milliarden Mark schätzte ein Abteilungsdirektor des ASEA– BBC–Konzerns in Uppsala den aktuellen Exportkuchen. Die schwedische Industrie, an ihrer Spitze ASEA, hofft, sich daraus ein möglichst großes Stück abschneiden zu können. Die Technologie eines hochmodernen Kohlekraftwerks, das derzeit bei Stockholm gebaut wird, will ASEA auch nach Polen verkaufen. Der Fläkt–Konzern hat bereits einen Vertrag über eine Entschwefelungsanlage für ein Kraftwerk bei Krakow unter Dach und Fach. Größtes Hindernis für weitere Geschäfte: die in Polen fehlenden Devisen. Die „Schwedisch–Polnische Umweltvereinigung“ rechnet auf Hilfe seitens der schwedischen Regierung: Von staatlichen Ausfallbürgschaften bis zu einer nichtrückzahlbaren „Umwelthilfe“ für Polen reicht der Forderungskatalog. Und die politischen Voraussetzungen dafür, daß hieraus tatsächlich etwas wird, sind günstig. Denn die schwediche Öffentlichkeit ist seit der Veröffentlichung eines geheimen polnischen Regierungspapiers über den Umfang der von Polen ausgehenden Luftverschmutzung aufgeschreckt. Was von Experten schon länger vermutet wurde, ist jetzt an Zahlen ablesbar: Die polnische Industrie trägt am meisten zu dem nach Schweden importierten Schwefel bei. Das, was über die Ostsee herüberweht, versauert die einheimischen Wälder und Seen mehr als der Dreck der eigenen Industrie. Am 1. Juli 1985 unterschrieben 21 Länder eine Konvention, wonach die grenzüberschreitende Schwefelverunreinigung bis 1993 um 30 Prozent zurückgehen solle. Polen war nicht unter den Unterzeichnern. Waclaw Kulczynsky gab es in Uppsala offen zu: Das Land kann diesen Zeitrahmen nicht einhalten. Aktuelles Ziel: der Einbau von Filteranlagen in 30 Prozent der Kraftwerkskapazität bis zum Jahre 2000. Doch ohne ausländische Hilfe sei selbst dieses Ziel aber nicht zu erreichen. Von Schweden subventionierte oder gar finanzierte Technik in polnischen Dreckschleudern hilft nicht nur der schwedischen Umwelt, sondern auch der Industrie - ein schwer zu widerlegendes Argument, mit dem die Umweltvereinigung nun Parlamentarier und Regierung für größere Zugeständnisse gewinnen will. Eine etwas kleinere „Hilfsaktion“ ist schon gut angelaufen: der Verkauf von „Krakow–Zehnern“. Bei dieser Sammelaktion kann sich jeder mit zehn Kronen (etwa 2,80 DM) an den Kosten für die Installation von Gasheizungen in einem Krakower Wohnviertel beteiligen, die die Umweltvereinigung als ersten Schritt praktischer Hilfe finanzieren will.

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