: Erfolg für Apartheidgegner
■ Hertie und Kaufhof nahmen südafrikanisches Obst aus den Regalen Anti–Apartheid–Bewegung nach zehn Jahren erfolgreich / Karstadt bleibt stur
Berlin (taz/ap/rtr) -Zehn Jahre, nachdem die Anti–Apartheid–Bewegung die Kampagne „Kauft keine Früchte der Apartheid“ begann, mußten jetzt zwei der vier größten Warenhauskonzerne der Bundesrepublik nachgeben. Kaufhof und Hertie nahmen vor einigen Wochen südafrikanisches Obst und Gemüse aus den Regalen. Dies bestätigten beide Unternehmen am Mittwoch. Der Kaufhof wollte die „interne Entscheidung“ des zweitgrößten Warenhauskonzernes nicht öffentlich begründen. Hertie–Sprecher Elmar Kratz indes verwies ausdrücklich auf Proteste von Verbrauchern und Mitarbeitern. So hatte sich kürzlich der Betriebsrat des Berliner „Kaufhaus des Westens“ (KaDeWe), das zu Hertie gehört, in einer Resolution gegen den Verkauf von Früchten aus Südafrika ausgesprochen. Jahrelang hatten sich insbesondere die großen Kaufhäuser gegenüber den Boykottforderungen kirchlicher, gewerkschaftlicher und anderer Anti–Apartheid– Gruppen unnachgiebig gezeigt. Kleinere Einzelhändler hingegen seien „zunehmend nervös“ geworden, sagte Ursula Trautwein von der Südafrika–Projektgruppe der Evangelischen Frauenarbeit. Nun mußte Hertie feststellen, daß der angeblich „äußerst geringe Absatz“ von Lebensmitteln aus der Rassisten–Republik gegen Null strebte. „Wenn die Kunden nicht kaufen, fliegt das aus dem Sortiment“, begründete Hertie die „rein betriebswirtschaftliche Entscheidung“. Fortsetzung Seite 2 Unterdessen zeigte sich Karstadt, Branchenführer unter den Konsumpalästen, fest entschlossen, dem Druck der Apartheid–GegnerInnen weiterhin standzuhalten. Den Kunden werde auch künftig angeboten, „was sie haben wollen“, teilte das Unternehmen mit. So auch der viertgrößte Warenhauskonzern, die Horten AG. Sie wird von den 25 Großhandelsunternehmen der Edeka beliefert. ApartheidgegnerInnen werteten den Entschluß von Hertie und Kaufhof als Erfolg ihrer jahrelangen Proteste gegen den Verkauf von südafrikanischen Lebensmitteln. Aufsehen erregte im Herbst vergangenen Jahres ein Sprengstoffanschlag auf ein Auslieferungslager der Handelskette Rewe in Wesel, bei dem vier Millionen Mark Schaden entstanden. Die „Revolutionären Zellen“ erklärten sich verantwortlich für den Anschlag. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte die Aktion „Kauft keine Früchte der Apartheid“ nie ausdrücklich begrüßt, wie ein Sprecher am Mittwoch betonte. Doch die Entscheidung der Warenhausunternehmen sei, so Oberkirchenrat Rolf Koppe, entsprechend dem EKD–Beschluß vom Juli 1986 ein Beitrag für Impulse gegen die Apartheid, wie ihn viele Wirtschaftsunternehmen leisten könnten. Petra Bornhöft
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen