: Vergangenheit bei Nukem bewältigt
■ Neuer Nukem–Geschäftsführer erklärt auf kerntechnischer Jahrestagung in Travemünde den Transnuklear–Skandalfür abgeschlossen / Nukem will „guten Ruf“ wieder herstellen
Aus Travemünde G. Rosenkranz
Das Hanauer Atomunternehmen Nukem hat den Nukem/Transnuklear–Skandal demonstrativ für abgeschlossen erklärt. Man werde alles daran setzen, den verlorengegangenen guten Ruf wieder herzustellen, erklärte am Donnerstagnachmittag der neue Nukem–Geschäftsführer Bernhard Liebmann zum Abschluß der Kerntechnischen Jahrestagung 88 in Travemünde. Liebmanns Referat unter dem Titel „NUKEM: Rückblick und Ausblick“ verfolgten nur noch etwa 200 der insgesamt über 1000 Teilnehmer des Atomkongresses. Im Januar habe man eine extrem schwierige Situation vorgefunden. Es habe Pogrom–Stimmung geherrscht, sagte Liebmann. In den vergangenen Monaten sei es jedoch gelungen, „die katastrophalen Folgen der von den Behörden gegen die Nukem verfügten Maßnahmen in eine geordnete Umstrukturierung überzulei ten“. Seit man eine „neue Offenheit“ zeige, werde man von den Medien fairer behandelt. Als Beispiel nannte Liebmann einen Vorfall von Anfang Mai: Da habe Nukem unverzüglich gemeldet, als auf dem Firmengelände eine Uranprobe von einem Gramm auf der Straße verstreut worden sei. Daß ein Arbeiter das Material mit dem Fahrrad (!) von einem Gebäude zum anderen transportiert und dabei verloren hatte, sagte Liebmann allerdings nicht. Mit Nachdruck wies der Nukem–Chef auf die ungeklärte Situation bei der Produktion von Brennstoffkugeln für den Hochtemperatur–Reaktor in Hamm– Uentrop hin. Es bestehe „realistische Gefahr“, daß über die Zukunft dieses Firmenteils keine Einigkeit erzielt werden könne. Derzeit laufen Verhandlungen zur Übernahme der Brennstoffkugel– Produktion mit den Reaktorherstellern. Ein Scheitern der Verhandlungen würde „das Ende der Hochtemperaturreaktor–Linie mit kugelförmigen Brennelementen bedeuten“, klagte Liebmann. Applaus bekam Liebmann als er die ehemaligen Geschäftsführer Hackstein und Jelinek–Fink von jeder Schuld freisprach. Der zweite Generaldirektor des Centre de Recherche d–Energie Nucleaire (CRE) im belgischen Mol, Georges Stiennon, hat vor dem Untersuchungsausschuß des belgischen Parlaments erstmals unter Eid ausgesagt, wie Transnuklear an Schwarzgeld gekommen ist. Das CRE hat demmnach Transnuklear nur ein Drittel der üblichen Summe für die Atommüllverarbeitung in Rechnung gestellt. Transnuklear schrieb dann für deutsche AKWs auf gefälschtem CRE–Briefpapier neue Rechnungen. Zwei dieser falschen Rechnungen habe Stiennon an den belgischen Aufsichtsrat weitergegeben: „In einem Fall handelte es sich um einen Vertrag über 115.000 Dollar für die Verarbeitug von Atommüll, die aber nie in Mol stattgefunden hat.“
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