Das grüne Band der Apartheid

■ Gegen die Geschäfte der Dresdner Bank protestieren Apartheid–Gegner und „Kritische Aktionäre“

Seit drei Jahren ist die BRD das wichtigste Lieferland für Südafrika, stellte eine US–Behörde in der letzten Woche fest - mit den Rassisten vom Kap lassen sich immer noch gute Geschäfte machen. Heute läd das Flaggschiff der bundesdeutschen Finanzinteressen in Südafrika, die Dresdner Bank, zur Jahreshauptversammlung nach Hamburg. Seit 1983 ruft die Anti–Apartheid–Bewegung immer dann zu einem Aktionstag auf, wenn um die Vorjahrsgeschäfte abzusegnen und die Dividende zu beschließen. In diesem Jahr wrden sie gleich mit einer Demonstration empfangen. In rund 70 Städten finden weitere Aktionen statt.

Wenn die heute anreisenden Aktionäre der Dresdner Bank auf dem Bahnhof Hamburg–Dammtor aussteigen, um zur Jahreshauptversammlung im Congress Centrum hinüberzugehen, werden sie von einem besonderen Empfangskomitee erwartet. Sehr freundlich fallen die Begrüßungsworte auf den Transparenten allerdings nicht aus: „Faschismus hier, Apartheid dort, die Dresdner Bank ist stets vor Ort.“ Die Dresdner Bank ist, wie der bundesweite „Arbeitskreis Kein Geld für Apartheid“ in seinem Alternativen Geschäftsbericht 1987 schreibt, „stärker im Geschäft mit Apartheid–Südafrika und Namibia engagiert als jedes andere bundesdeutsche Kreditinstitut“. Und zwar auf vielfache Weise. Sie half entscheidend bei Umschuldungsverhandlungen mit: Im September 1985 erklärte sich Südafrika für zahlungsunfähig. Doch ein halbes Jahr später willigten seine größten internationalen Gläubiger, darunter die Dresdner Bank, in ein einjähriges Aussetzen der Rückzahlungen ein. Dieser Abmachung, bei der die Banken keinerlei politische Bedingungen stellten, folgte im März 1987 eine Anschlußvereinbarung über drei Jahre. Danach zahlen die Schuldner zwar in einen Fonds ein, aber die Kreditrückzahlungen bleiben gegenüber dem Ausland eingefroren. Über eine Sammelstelle können sie in den Staatshaushalt überführt werden. Sie bestimmt die Südafrika–Geschäfte bundesdeutscher UnterZum einen vergibt die Dresdner Bank großzügige Außenhandelskredite im Schätzwert von 50 bis 100 Millionen Mark jährlich, zum anderen ist sie auch über Aktienbesitz und personelle Verflechtungen mit zahllosen bundesdeutschen Unternehmen verbunden, die ans Kap liefern oder dort direkt investieren, wie zum Beispiel MBB, BASF, Krupp, VW und Thyssen. Sie steckt bis zum Hals im Goldgeschäft: Zwar ist der Import der von der Dresdner ebenfalls noch gehandelten Goldmünzen „Krüger– Rand“ laut EG–Beschluß seit 1986 verboten, dennoch bietet die Bank einen „Gold–Anlageplan“ an, mit Gold, das größtenteils aus südafrikanischen Minen stammt. Sie besitzt trotz gegenteiliger Behauptung Niederlassungen in Südafrika und Namibia. In Johannesburg wird die Dresdner Bank sowohl durch die Abecor, an der sie zu zwölf Prozent beteiligt ist, als auch durch das „Dresdner Bank Representative Office“ vertreten. In Namibia ist die Luxemburger Tochter der Dresdner zu 51 Prozent an der SwaBank beteiligt. Diese Bank verleiht Geld an die Botha–Regierung und übernimmt die Finazierung von laut UNO–Dekret Nr.1 völkerrechtswidrigen Rohstoffausfuhren. Sie hat ihre Finger im Urangeschäft: Unter diese illegalen Ausfuhren fällt auch das Uran aus der weltgrößten Uranmine in Namibia. Von dort stammt ein Drittel des nuklearen Brennstoffs der westdeutschen Atommeiler. Über mehrfache Verschachtelungen von Firmen und Personen ist die Bank Dresdner gleichzeitig eng mit den Beziehern des Urans, der Skandalfirma Nukem, verflochten. Während das von der Hamburger Schülerkammer über HBV und GEW, KB und GAL bis hin zur SPD reichende „Aktionsbündnis Kein Geld für Apartheid“ dem uneinsichtigen Bankenvorstand heute nachmittag mit Aktionen vor Bankfilialen und einer Demonstration einheizen will, haben sich die „Kritischen Aktionäre“ vorgenommen, in der Versammlung selbst für Wirbel zu sorgen. Seit sie 1983 aktiv wurden, ist der ihnen überschriebene Stimmenanteil gestiegen. Dennoch geht es ihnen nicht um ökonomische Machtübernahme, sondern um die Ausübung politischen Drucks. Ute Scheub