: Dreifaltigkeit bei Frankfurter Grünen Realos, Fundis und Strömungsunabhängige präsentieren sich
Dreifaltigkeit bei
Frankfurter Grünen
Realos, Fundis und „Strömungsunabhängige“ präsentieren sich
Von Klaus-Peter Klingelschmitt
Frankfurt (taz) - Nachdem sich die Realpolitiker unter den Frankfurter Grünen in der vergangenen Woche klar für die Bildung einer reinen „Realo-Liste“ für die hessischen Kommunalwahlen im März 1989 ausgesprochen hatten, meldeten sich gestern die Fundamentalisten und Radikalökologen zu Wort.
Deren Sprecherin - die Römer-Grüne Manon Tuckfeld - warf den „Hardliner-Realos“ vor, „systematisch und anhaltend eine Ausgrenzungskampagne gegen alle Kritiker der realpolitischen Linie durchgezogen“ zu haben.
Diese Vorgehensweise, so Manon Tuckfeld weiter, sei der erste Schritt hin zur „Säuberung der Partei“.
Die Realpolitiker um Joschka Fischer, Dany Cohn-Bendit und Tom Koenigs, die zu den vehementesten Befürwortern der reinen Strömungsliste auf dem Boden des bereits verabschiedeten Programms zählen, würden sich mit ihrem Verhalten „unter das Niveau der etablierten Parteien“ begeben und „Mitgliedermanipulation“ betreiben. Dieser „Hardlinerkurs“ der Realos decke sich mit der „an den Haaren herbeigezogenen“ Kritik der hessischen Realpolitiker an der Anzeige des Bundesvorstandes.
Ausdrücklich stellte Frau Tuckfeld fest, daß die Fundamentalisten keine Spaltung der Partei wollten, sondern eine Kandidatur auf einer gemeinsamen Liste der Grünen anstrebten. Tuckfeld: „Nur wer eine am Durchmarsch orientierte Realoliste ohne andere Strömungen will, der redet nicht nur von Spaltung, sondern strebt sie auch an.“
Inzwischen hat sich - neben den Kombattanten aus Fundamentalisten und Realpolitikern - eine dritte Garnitur unter dem Titel: „Solidarität und Vielfalt“ zu Wort gemeldet.
Die „strömungsunabhängigen Grünen“, die zur Zeit im Kreisverband Unterschriften für ihre Kampagne für eine „solidarische Auseinandersetzung um die richtigen Entscheidungen zwischen grünen Utopien und parlamentarischen Kompromissen“ sammelt, will auf dem Listenparteitag am kommenden Wochenende „Bewegung in die starren Fronten“ bringen.
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