Zwischenschritt

■ Die Syrer in Süd-Beirut

Zwischenschritt

Die Syrer in Süd-Beirut

Nach etwas mehr als einem Jahr in West-Beirut kontrolliert die syrische Besatzungsarmee seit dem Wochenende fast alle moslemischen Gebiete der libanesischen Hauptstadt. Rund 2.000 Elite-Truppen stehen in den von der pro-iranischen Hizbollah beherrschten südlichen Vororten. Wenn auch nicht so strikt wie von westlichen Regierungen zum Wohle „ihrer“ Geiseln gewünscht, haben die syrischen Soldaten dem mittelfristigen Interesse des Damaskener Regimes dennoch erneut Nachdruck verliehen: das libanesische Parlament soll Ende dieses Sommers unter friedlichen Umständen ein neues Staatsoberhaupt wählen können.

Syrien hat das in seiner Einflußzone Mögliche mit der Befriedung der Vororte erledigt. Doch noch ist der Milizenherrschaft nicht in ganz Beirut ein Ende gesetzt worden. Noch regiert die Miliz der maronitischen Phalange im Osten der Hauptstadt. Syrien erwartet jetzt Schritte der USA. Die Amerikaner sollen ihre Vorstellungen von demokratischen Verhältnissen im Libanon durch entsprechenden Druck auf ihre Gesprächspartner in Ost-Beirut durchsetzen.

Erst wenn diesem Projekt Erfolg winkt, wenn Syriens Rolle als Friedensgarant anerkannt ist, mit reibungslosen Wahlen und einer unter staatlicher Autorität wiedervereinten Hauptstadt gekrönt, erst dann wird auch das zweite große US -Projekt wieder zwischen Syrien und Washington zur Verhandlung stehen. Erst dann will Syrien sich wieder offensiv für die Befreiung der neun US-Bürger einsetzen, die als Geiseln im Libanon festgehalten werden.Petra Groll, Beirut