: Konjunktur für Südafrikas Henker
■ Am Donnerstag sieben Hinrichtungen in Prestoria / In diesem Jahr bereits 66 Exekutionen / Entscheidung über Revisionsantrag zum Todesurteil gegen die Sharpeville-Sechs wird Anfang kommender Woche erwartet
Konjunktur für Südafrikas Henker
Am Donnerstag sieben Hinrichtungen in Prestoria / In diesem Jahr bereits 66 Exekutionen / Entscheidung über
Revisionsantrag zum Todesurteil gegen die Sharpeville-Sechs wird Anfang kommender Woche erwartet / Im Fall der „25 von Upington“ Urteilsverkündung
Berlin (taz) - 66 Menschen sind seit Jahresbeginn in Südafrika gehenkt worden. Mehr als 260 warten im Gefängnis von Pretoria noch auf ihre Hinrichtung. Von den 66 waren 50 Schwarze, 15 Farbige und ein Weißer. Sechs Farbige und ein Schwarzer wurden wegen „unpolitischer“ Morde am Donnerstag exekutiert. Ihr Fall verursachte weit weniger Aufsehen, als der der „Sharpeville-Sechs“.
Im Prozeß der sechs zum Tode verurteilten Schwarzen aus der Township Sharpeville südlich von Johannesburg werden am Montag die Verhandlungen über die Wiederaufnahme ihres Verfahrens beginnen. Der Rechtsanwalt der Verurteilten, Prakash Diar, erwartet eine Entscheidung des Richters W.J.Human frühestens am Dienstag. Falls das Gericht in Pretoria eine Wiederaufnahme ablehnt, will Diar in die Berufung gehen. Auf jeden Fall würde dann die Hinrichtung, sollte sie bestätigt werden, wie schon Mitte April und Mitte März verschoben werden. Damals hatte ein Belastungszeuge seine Aussage mit dem Hinweiß widerrufen, daß er von der Polizei durch Folter zu der Aussage gezwungen worden war.
Die sechs Schwarzen, eine Frau und fünf Männer, waren 1985 zum Tode verurteilt worden, weil sie nach Überzeugung des Apartheid-Gerichts an Unruhen beteiligt waren, bei denen im September 1984 ein schwarzer Gemeinderat in Sharpeville gelyncht worden war. Der Oberste Gerichtshof hatte das Urteil Ende letzten Jahres bestätigt, obwohl den Verurteilten eine direkte Beteiligung an dem Mord nicht nachgewiesen werden konnte.
In dem ähnlichen Fall der „25 von Paballello“ vertagte Richter J. Basson in der Provinzstadt Upington am Mittwoch die Urteilsverkündung bis zum 6. Februar 1989. Bis dahin sollen die Rechtsanwälte der zum Tode Verurteilten Zeit haben, Entlastungsmaterial vorzulegen.
Die 22 Männer und drei Frauen im Alter von 20 bis 60 Jahren waren Anfang Mai in Upington in der nördichen Kapprovinz für schuldig befunden worden, sich 1985 an der Ermordung eines schwarzen Polizisten beteiligt zu haben. Richter Bason verurteilte sie wegen ihrer „gemeinsamen Mordabsicht“ als Mitglieder einer größeren Menschenmenge. Die meisten von ihnen waren nach den Erkenntnissen der Ermittler jedoch nicht dabei, als der Polizist auf einem Feld vor seinem Haus gelyncht wurde.
Michael Fischer
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