: Robbenklinik und Frühwarnsystem
■ Neue Runde im Katastrophen-Handling durch Kieler Landesregierung / Greenpeace steigt der Verklappungs-Genehmigungsbehörde aufs Dach / Appell von 350 Meeresbiologen an die Politik
Robbenklinik und Frühwarnsystem
Neue Runde im Katastrophen-Handling durch Kieler
Landesregierung / Greenpeace steigt
der Verklappungs-Genehmigungsbehörde aufs Dach / Appell von 350 Meeresbiologen an die Politik
Hamburg (taz) - Schleswig-Holstein hat gestern ein weiteres Maßnahmen-Bündel gegen das Robbensterben angekündigt. Umweltminister Heydemann sagte, die Robben würden vor den Touristen geschützt und die Ausflugfahrten zu den Seehund -Bänken erheblich eingeschränkt. Außerdem werde ein „Frühwarnsystem Seehund“ installiert, das regelmäßig Daten über den Gesundheitszustand der Robben sammeln soll. Auch eine Robbenklinik ist vorgesehen. Die Pflege von erkrankten Tieren gehöre mit zum Sofortprogramm der Landesregierung.
Die Zahl der in Nord- und Ostsee krepierten Robben ist unterdessen auf 500 angestiegen, davon 80 in Schleswig -Holstein. Greenpeace setzt seine Aktionen gegen die Verklappung von Dünnsäure in der Nordsee fort. Gestern wurde das in Hamburg ansässige Deutsche Hydrographische Institut (DHI) umgetauft. Greenpeace stieg den Nordseehütern aufs Dach und änderte ihren Namen. Die Genehmigungsbehörde für die Einleitungen hört jetzt auf den Namen „Deutsche Behörde für Hochseeverschmutzung und Ignoranz“ (DHI). Ein entsprechend großes Schild ziert seit gestern das Vordach der „Meeresschützer“ in St.Pauli. Angesichts des herrschenden Notstandes fordert Greenpeace ein sofortiges Moratorium für die Verklappungen und Verbrennungen auf hoher See. Es sei völlig unverständlich, so Ingrid Jütting von Greenpeace, daß zur Zeit statt eines solchen Moratoriums an eine Erhöhung der Verklappungsmengen gedacht werde. Vom stellvertretenden Leiter des DHJ hingegen mußte sie sich vorhalten lassen, mit ihrer Forderung die Entwicklung des „weltweit ersten Recyclingverfahrens für Dünnsäure“ zu behindern. Wenn man der Firma Kronos-Titan jetzt, da ihr Aufarbeitungsverfahren noch nicht ausgereift sei, keine höheren Verklappungsmengen zugestehe, werde die Säure in die Flüsse eingeleitet, so die Logik des DHI.
Ein Zusammenschluß von 350 bundesdeutschen Meeresforschern hat in einem Appell die Funktionalisierung der Wissenschaft als Alibi für staatliches Nichthandeln kritisiert. In dem Appell heißt es: „Die wissenschaftliche Auseinandersetzng über Detailfragen zu den Ursachen solcher Katastrophen darf nicht zum Anlaß genommen werden, das sofortige politische Handeln immer wieder zu vertagen. Nach jahrelangen wissenschaftlichen Diskussionen wird heute kaum noch bestritten, daß die besorgniserregenden Ereignisse in unseren Meeren vom Menschen selbst gemacht werden. Forschung ist notwendig, aber erste durchgreifende Maßnahmen müssen sofort vollzogen werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen