: Ausgesondert
■ Reinickendorfer Behindertenschule wird heute nach dem Maler Toulouse-Lautrec benannt / AL protestiert gegen Aussonderung
Ausgesondert
Reinickendorfer Behindertenschule wird heute nach dem Maler Toulouse-Lautrec benannt / AL protestiert gegen
Aussonderung
Heute wird die dritte Berliner Körperbehindertenschule in der Reinickendorfer Miraustraße nach dem Maler Toulouse -Lautrec benannt. Die AL-Reinickendorf hat angekündigt, an den Feierlichkeiten nicht teilzunehmen, weil ihrer Auffassung nach der Name von Toulouse-Lautrec, der unter seiner Kleinwüchsigkeit gelitten haben soll, für die Aussonderung von Behinderten mißbraucht werde.
Bereits die Eröffnung der Körperbehindertenschule 1986 war für AL, GEW und autonome Behinderte Anlaß, gegen diese Form der Behindertenaussonderung zu protestieren. Heute besuchen 130 Schüler in zehn Grundschul-, fünf Oberschul- und drei Schwerstmehrfachbehinderte-Klassen die Schule. Neben dem Unterricht beherbergt sie auch Therapieeinrichtungen wie ein Thermalbad und Krankengymnastik.
Von anderen Berliner Körperbehindertenschulen unterscheidet sich die Reinickendorfer Schule durch ihren Ganztagsbetrieb und die Kooperation mit den benachbarten Schulen, die Borsigwalder Grundschule, Johannes-Lindhorst- und Max Eyth -Oberschule.
Die AL-Reinickendorf und der AL-Behindertenausschuß lehnen diese Schulform weiterhin ab, da sie die optimale Entwicklung von Kindern nur im Rahmen gemeinsamen Spielens, Lernens und Lebens aller Kinder gegeben sehen. Durch das große Einzugsgebiet (Tiergarten, Charlottenburg, Wedding und Reinickendorf) ergeben sich lange Wartezeiten, und die Kinder werden von Kontakten in der Nachbarschaft abgeschnitten. Viele Probleme entstünden auch erst durch das geballte Auftreten von Behinderung: Einen Schulausflug mit 15 Kindern, unter denen ein Rollstuhlfahrer ist, bringt kaum Probleme mit sich, hingegen werden bei einem Ausflug mit 15 Rollstuhlfahrern sehr viele Hilfskräfte benötigt. Wenn die 34 Millionen Mark, die in den Toulouse-Lautrec-Bau gesteckt wurden, auf die Allgemeinbildenden Schulen der Einzugsbezirke verteilt worden wären, könnte jeder Schüler integriert werden, argumentiert die AL.Ute Jessel
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