piwik no script img

Dritte Welt -betr.: "Berichterstattung zum Schuldenerlaß / Tag der "Dritten Welt", taz vom 9.6.88, S.8

Dritte Welt

betr.: Berichterstattung zum Schuldenerlaß/Tag der „Dritten Welt“, taz vom 9.6.88, S. 8 (...) Wenn auch mit pompösem Aufwand im Bonner Ministerium den BürgerInnen glaubhaft gemacht werden soll, daß die Devise „Hilfe zur Selbsthilfe“ erste Präferenz hat, so ergibt eine exaktere Betrachtung ein genaueres Bild. Mag sein, daß in Afrika und anderswo kleine Projekte deutscher Entwicklungshilfe laufen, die angemessen erscheinen (und selbst die sind nicht unumstritten), im übrigen ist man aber auch in Bonn noch nicht von dem Dogma abgewichen, daß Entwicklungshilfe auch unserer Wirtschaft dienen soll, und das nicht zu knapp.

So haben die Eisenerzvorkommen und sonstigen Bodenschätze im Großraum Amazonien enorme Bedeutung für unsere Industrie. Um sie ausbeuten zu können, bedarf es großer Mengen an Energie, die man mit zahllosen Staudammbauten gewinnen will. Da Brasilien hochgradig verschuldet ist, wird in ökologischer und sozialer Hinsicht nicht gerade sensibel vorgegangen; Wälder und Menschen müssen unter dramatischen Umständen dem Fortschritt weichen! In den nächsten Wochen entscheidet die Weltbank über einen zweiten Energiekredit für Brasilien. Der Bonner Minister Hans Klein macht keine Anstalten, der vorprogrammierten Vernichtung bzw. Vertreibung einen Riegel vorzuschieben. Während die Industriestaaten aus Egoismus sich gewollt kurzsichtig zeigen, zeigen mir Briefe von befreundeten Franziskanern aus dem Norden Brasiliens, daß man auf Einsicht hofft. „Kämpft um den Regenwald, wir sind zu schwach, seine Vernichtung zu verhindern“, heißt es in einem Schlußappell. Was bringen längst fällige Schuldenerlasse und Infotage mit viel Tamtam, wenn die grundsätzlichen Überlegungen der Überarbeitung bedürfen? Thomas Hax, Sprecher des Arbeitskreises Dritte Welt in St. Peter, Recklinghausen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen