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Stasi prügelt Kamera-Teams

■ In Ost-Berlin wurden während des Michael Jackson-Konzerts bundesdeutsche Fernsehteams und Rundfunkkorrespondenten gewalttätig behindert

Berlin (taz) - „Jetzt werde ich geschlagen. Und jetzt nimmt mir das Schwein meinen Ausweis weg!“ kommentierte ein bundesdeutscher Rundfunkreporter auf sein mitlaufendes Tonband das rüde Vorgehen von DDR-Sicherheitskräften gegen West-Journalisten in Ost-Berlin. Etwa 4.000 Rockfans hatten sich „Unter den Linden“ versammelt, um Michael Jackson vor dem Reichstag im Westteil der Stadt zu hören. Mehrere von ihnen wurden festgenommen.

Schon kurz nach Beginn des Rockkonzerts hatten Stasi-Beamte in Zivil bundesdeutsche Fotografen, Korrespondenten und Kameraleute tätlich angegriffen. Auch ein Team der US -Fernsehgesellschaft CNN wurde gewaltsam an Aufnahmen gehindert. Bei den Auseinandersetzungen ging eine Kamera des ARD-Teams zu bruch, ein Verbindungskabel wurde offenbar mit einem Seitenschneider durchtrennt.

Mehrere hundert junge DDR-Bürger versuchten, ZDF -Journalisten zu schützen, die vor den Stasi-Beamten in ihr nahegelegenes Büro flüchten wollten. Zwei ARD-Kameraleuten wurden mit Elektrostäben leichte Stromstöße verpaßt, um sie abzudrängen.

Gestern nachmittag gingen in den Ostberliner Büros von ARD und ZDF telefonisch anonyme Drohungen ein. Wenn noch einmal „staatliche Organe beleidigt“ würden, hieß es gegenüber der ARD, werde auf das Büro ein Bombenattentat verübt. Ein ZDF -Korrespondent wiederum wurde als „rechtes Dreckschwein“ und „NSDAP„-Mitglied beschimpft. Die Mitarbeiter des ZDF würden sich „noch wundern“, was ihnen sonst noch geschehen werde.

Stefan Schönert Tagesthema Seite 3

Kommentar Seite 4

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