: Infiziertes Blutplasma für die Dritte Welt
Österreichische Firma vertreibt Blutplasmapräparat nach Indien und Argentinien, obwohl es möglicherweise mit dem HIV-I-Virus infiziert ist / In Österreich ist das Präparat längst verboten / Firmenvertreter meint, bessere Präparate könnten sich Inder nicht leisten ■ Aus Wien Oliver Lehmann
Die in Wien ansässige Immuno AG exportiert ein „Blutplasmapräparat mit der Markenbezeichnung S-Tim 2 in Länder der Dritten Welt, bei dem nicht ausgeschlossen werden kann, daß es mit dem Aids-Virus HIV-I infiziert ist. Das für Bluter lebensnotwendige Produkt ist in Österreich seit 1985 verboten; vernichtet wurde es allerdings nicht. Jetzt stellt sich heraus, daß die Immuno dieses Präparat nach Argentinien und Indien geliefert hat. Das Gesundheitsministerium konnte gestern nicht feststellen, ob es dafür eine Exportgenehmigung oder ein derartiges Ansuchen gibt. Der Rechtsexperte der Immuno, Mag. Eugen Ruffingshofer, rechtfertigte den Export damit, daß sich die Inder das absolut sichere NachfolgeproduktS-Tim 3 nicht leisten könnten. Außerdem, so Ruffingshofer, „können wir gar nicht liefern, wir kommen nicht mit der Produktion nach“.
Welche Mengen geliefert wurden, ist nicht klar, jedenfalls ist die Immuno neben der Bayer AG einer der größten Produzenten der Welt von Blutplasmaprodukten. Die Immuno erzeugt davon im Jahr eine Million Liter. 90 Prozent des Rohmaterials kommen aus den USA, in die wiederum der größte Teil des Rohstoffes Blut aus der Dritten Welt importiert wird.
Ob auf den Beipackzetteln in den Empfängerländern auf das Infizierungsrisiko hingewiesen wird, ist ebenfalls nicht geklärt. In Österreich jedenfalls wird im Beipacktext des inzwischen dort verbotenen Präparats vor dem „potentiellen Risiko einer Übertragung von HIV-I-Viren“ gewarnt. 150 Bluter, die durch Blutplasmaprodukte infiziert wurden, sollen jetzt in Österreich durch einen Hilfsfond unterstützt werden, der unter anderem von der Immuno finanziert wird. Dies sei jedoch nicht als Schuldeingeständnis zu werten, betont die Firma.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen