W.S., TERRORIST

■ „Teatret Yorick“ zeigt „Tomorrow: Richard III“ im Theater Zerbrochene Fenster

Ein Terroristenpaar sucht das Theater am Vorabend einer Galavorstellung von „Richard III“ auf, um dort, getreu der ricardianischen Logik, nach der unerwünschte Machthaber am besten aus dem Wege zu räumen seien, für die geladenen Ehrengäste einiges Feuerwerk bereitzulegen. Zur Tarnung geben sie sich als Schauspieler, auch unterhalten sie sich durch Shakespearesche Dialoge.

Sie gehen nicht eben konspirativ vor. Eiliges Herbeischaffen von verschiedenem Werkzeug, das dann auch durch die klassischen Requisiten vertreten wird, und sein eifriger Gebrauch entwickeln eine Dynamik, die die des Textes ergänzt. Die inneren Konflikte des „Kommandos“ äußern sich in Shakespeareschen Konstellationen: Die Übermacht des Mannes - Richard - transformiert sich zu der der Frau - Lady Macbeth - und mit Romeo und Julia zum Liebessehnen in der der stets Gewalt durch Gewalt erzeugenden Welt. Bleibt schließlich ein Hohn auf die Demagogie der Herrschenden, die sich in Marc Antons Rede auf Caesars Tod offenbart. Die Sprache beginnt zu arbeiten. Die „Gewalttäter“ finden sich in die Welt der gewaltigen Leidenschaften versetzt, die sie fesseln und einen Abschied nur unter Schmerzen zuläßt.

Die Mimikri der Terroristen, zugleich eine Metapher der Arbeit des Schauspielers: das Eindringen in eine zunächst fremde Sprache. Anna Lica und Tage Larsen vom dänischen „Teatret Yorick“ möchte man ihr Spiel gar persönlich glauben. Denn sie haben eine Sprache gefunden, die einen in der sinnentleeren Alltagssprache verlorenen Ausdruck befreit. Die Idee, das Theater in die Luft zu jagen, ist so Zeugnis einer Liebe zum Theater und eines lebendigen Interesses, es wieder zum Ort der Kommunikation zu machen.

glagla

„Teatret Yorick“ zeigt „Tomorrow: Richard III“ noch heute 21 Uhr, im Rahmen des „3. Internationalen Treffens unabhängiger Theater“ treten weiterhin auf: 1.-4.7. Na Rogu/Polen, 5. -8.7. Teatret Marquez/Dänemark, 9.-12.7. Barnaby Gale/USA, jeweils 21 Uhr im Theater Zerbrochene Fenster, Schwiebusser Straße 16, 1-61.