: „Keine toten Kollegen“
■ Motorrad-WM: Fahrerproteste nach Stürzen auf der für Motorräder ungeeigneten Strecke Spa-Francorchamps
Die Sicherheitsdiskussion im Grand-Prix-Rennsport ist neu entbrannt. Noch während des von fünf Stürzen in der Klasse bis 250 ccm überschatteten Großen Motorrad-Preises von Belgien in Spa-Francorchamps loderten die Gefühle der Fahrer heiß auf. „Ich appelliere an die Solidarität unter den Fahrern. Wir müssen festlegen, wo noch gefahren wird und wo nicht. Ich will keine toten Kollegen, und ich selbst will auch nicht für meinen Sport sterben“, stellte Fahrersprecher Alfonso „Sito“ Pons fest. Der neunte Lauf hatte dem Spanier seinen zweiten Saisonsieg und mit 129 Punkten die Führung vor seinem sechstplazierten Landsmann Juan Garriga (128) gebracht. Das Rennen hatte nach vier Runden abgebrochen werden müssen, weil der Yamaha-Pilot Martin Wimmer und sein italienischer Aprilia-Kollege Loris Reggiani in einen Unfall verwickelt waren. Wimmer war in die mit Strohballen abgedeckten Sicherheitsplanken gerutscht. Dabei wurde seine Maschine zurück auf die Fahrbahn geschleudert - genau vor Reggiani. Beide Fahrer waren benommen liegengeblieben und mit Hubschraubern in Krankenhäuser geflogen worden. Wimmer erlitt einen Rippenbruch und schwere Prellungen, Reggiani brach sich ein Bein. Nach dem Neustart schieden drei weitere Fahrer durch Stürze aus.
Weltmeister Anton Mang schlug in die gleiche Kerbe wie Pons: „Wir müssen jetzt unbedingt darüber reden, was 1989 gemacht wird. Die Veranstalter müssen alle Auflagen erfüllen. Strohballen vor den Leitplanken sind keine Lösung.“ - „Diesmal haben wir noch unglaubliches Glück gehabt“, meinte Pons. „Wir müssen uns gegen die Team- und Veranstalterorganisationen wehren und notfalls einfach nicht mehr antreten“, forderte der Spanier. Vizeweltmeister Roth fügte hinzu: „Der Zustand in Belgien ist seit Jahren verheerend.“ Als es auch noch zu regnen begann, brachen sie ihren Lauf ab, der allerdings neu gestartet wurde. „Ich habe ihnen freigestellt, nicht zu starten, wollte aber keinen Boykott. Der wäre jetzt zu spät gewesen“, sagte Pons.
dpa
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