piwik no script img

Schnelle Besetzung

■ Am Wochenende wurde kurzfristig eine leerstehende Villa in Neukölln besetzt Bevor die Polizei kam, waren die BesetzerInnen wieder verschwunden

Kurzfristig besetzt wurde am Samstag die sogenannte Braumeistervilla in der Neuköllner Wissmannstraße am Herrmannplatz. Die alte Villa steht seit Anfang Mai leer und wird vom Bezirksamt, dem sie gehört, nicht wieder vermietet. Sie liegt auf dem großen, baumbewachsenen Gelände der ebenfalls leerstehenden Löwen-Bömisch-Brauerei. Ca. 30 BesetzerInnen gingen am frühen Nachmittag in die Villa, verließen sie aber, bevor die Polizei kam. „Ein astreines Haus und gut erhalten, sogar Wasser und Strom, gehen noch“, stellten die BesetzerInnen erfreut fest. Die Polizei konnte gegen 17.00 Uhr nur noch feststellen, daß das Tor offenstand. Ein zweiter Versuch in der folgenden Nacht von ca. zehn Leuten, in das Haus zu kommen, wurde verhindert. Die Polizei hielt die Leute vor dem Zaun zur Personalienfeststellung fest. Nach Angaben des polizeilichen Lagedienstes ist keine Anzeige erstattet worden, die Leute seien alle wieder frei.

Das Brauereigebäude, das seit zehn Jahren leersteht, ist schon mehrmals besetzt worden. Dort plant der Senat ein internationales Begegnungszentrum. 12 Millionen stehen dafür bereit, Baubeginn wird noch dieses Jahr sein. Die örtliche Betroffenenvertretung, aber auch viele Organisationen, die Ausländerarbeit machen wie die AWO und der Kirchenkreis Neukölln sind gegen diese Form von Zentrum.

„Das ist nichts für den Kiez, sondern ein Renommierprojekt für den Senat“, so die Meinung der Mietervertretung. Vor allem der CDU nahestehende Organisationen, fänden im Zentrum Platz, aber zum Beispiel nicht der linksliberale Türkische Bund, eine der größten Ausländerorganisationen. In die Braumeistervilla will der Bezirk ein Kinderclubhaus einrichten.

Das wird vom Senat aber vorerst nicht finanziert. Deshalb soll die Villa jetzt als Bauleitungsbüro für den Umbau dienen, statt sie an Familien zu vermieten.

esch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen