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Es lebe die Quarzuhr-betr.: "Der anschlagsrelevante Wecker tickt mechanisch", taz vom 29.6.88

betr.: „Der 'anschlagsrelevante‘ Wecker tickt mechanisch“, taz vom 29.6.88

An die Hüter von Gesetz und Ordnung

Mit tiefer Besorgnis las ich einen Bericht über den Prozeß gegen die Terroristinnen Ingrid Strobl und Ulla Penselin. Der Vorwurf der Bundesanwaltschaft gegen Ingrid Strobl, einen mechanischen ( anschlagsrelevanten) Wecker gekauft zu haben, da eben nur diese als Zeitverzögerer für Bomben benutzt werden können, hat mich sehr betroffen. Mit Bestürzung stellte ich fest, daß auch ich vor kurzer Zeit einen mechanischen ( anschlagsrelevanten) Wecker gekauft habe. Zu allem Überfluß verzichtete auch ich, wie die Terroristin Strobl, auf eine technische Einweisung.

Nun befürchte ich, wie sicher noch viele andere BundesbürgerInnen, mich auf diese Art unwissentlich einer terroristischen Absicht verdächtig gemacht zu haben. Um solcherlei verdächtiges Handeln unbescholtener BürgerInnen zu vermeiden, sollte meiner Ansicht nach dringend über ein Verbot der Herstellung solcher mechanischer ( anschlagsrelevanter) Wecker nachgedacht werden. Parallel dazu schlage ich ein Einfuhrverbot eben dieser Wecker vor.

Auf diese Art und Weise könnten TerroristInnen an den Grenzen durch das vorsätzliche Mitführen besagten terroristischen Materials leicht identifiziert und überführt werden. Ich hoffe, daß dieser Appell an die Justiz und Gesetzgeber auf fruchtbaren Boden fallen wird und wäre erfreut, so den Frieden in diesem Land unterstützen zu dürfen. Ich werde als Vorkämpferin gegen den Terrorismus meinen Wecker selbstverständlich vernichten und rufe hiermit alle ehrlichen BürgerInnen auf, meinem antiterroristischen Beispiel zu folgen. Es lebe die Quarzuhr!

Anke Hundius, Hamburg

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