: Übernachten unterm Klingbeil
■ Baulöwe Klingbeil erhielt Zuschlag für den Umbau des „Haus Cumberland“ zum Hotel
Das „Haus Cumberland“, ein Prachtbau der Jahrhundertwende am Kurfürstendamm 193/94, wird von der Klingbeil-Gruppe zusammen mit dem großen amerikanischen Hotelkonzern Marriott zu einem Luxushotel umgebaut. Dies entschied nach einem Wettbewerb gestern eine Auswahlkommission aus verschiedenen Senatsverwaltungen und der Bezirksämter Charlottenburg und Wilmersdorf. In dem Haus befindet sich jetzt allerdings noch die Oberfinanzdirektion, für die seit einem Abgeordnetenhausbeschluß vom März '87 ein neues Domizil gesucht wird. Marriott muß sich innerhalb der nächsten fünf Monate entscheiden, das Haus für 40 Millionen plus 120 Millionen DM Umbaukosten zu kaufen.
Man rechne damit, daß in diesen fünf Monaten ein Ersatzgrundstück für die OFD gefunden werde. Nach Angaben aus der OFD selbst ist das einzige vernünftige Projekt ein bundeseigenes Grundstück am Spreebogen in der Nähe des zukünftigen Deutschen Historischen Museums. Man „klebe nach wie vor nicht am Kurfürstendamm“, wolle aber ein Ersatzgrundstück, das den Belangen der Belegschaft und des Steuerzahlers gerecht werde. Ein geplanter Umzug in das Klingbeil-eigene „Merkur-Kaufhaus“ in Kreuzberg war aufgegeben worden, ebenso wie der Wechsel in einen Neubau an der Soorstraße, der, wie es damals aus der OFD hieß, den Steuerzahler ca. 200 Millionen DM gekostet hätte.
Wann der Umzug der OFD abgeschlossen sein könnte, ist unklar, die Wirtschaftsverwaltung schätzte den Zeitpunkt vor Wochen auf „frühestens Anfang 1992“. Eine Mitarbeiterin der Klingbeil-Gruppe erklärte, man kenne das Problem, daß der Auszug der OFD dauern könne.
Der baupolitische Sprecher der AL, Härtig, sprach von einem „Alibi-Wettbewerb“. Der Senat habe das Haus ohnehin an Klingbeil vergeben wollen, das zeige sich daran, daß die Bewerber nur sechs Wochen Zeit gehabt hätten, die Unterlagen einzureichen, erst nach Protesten von Bewerbern sei die Frist um nochmal sechs Wochen verlängert worden, während Klingbeil schon seit Jahren plane. Von insgesamt 37 Interessenten, darunter die drei großen Hotelketten Sheraton, Trusthouse forte und Marriott, die alle mit Klingbeil zusammenarbeiten, haben nur sechs brauchbare Bauunterlagen eingereicht. Zum Schluß war außer der Marriott nur noch das „Holyday Inn“ im Rennen.
esch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen