piwik no script img

Schwarzafrika abgeschrieben

■ „Weltentwicklungsbericht 1988“ macht Ländern südlich der Sahara wenig Hoffnung

Nairobi (dpa/vwd) - Wenig Hoffnungen auf eine baldige Erholung macht die Weltbank den Volkswirtschaften der Länder südlich der Sahara. Unter der optimistischen Annahme eines Wachstums der Weltwirtschaft, höheren Rohstoffpreisen und niedrigeren Zinsen würde das Bruttosozialprodukt Schwarzafrikas pro Kopf der Bevölkerung bis 1995 jährlich nur um 0,7 Prozent steigen. Kommt es Anfang der 90er Jahre aber nur zu einem bescheidenen Aufschwung in den Industrieländern und bleibt die Schuldendienstbürde der Entwicklungsländer so wie im Vorjahr, dann stagniert Schwarzafrika mit einem Pro-Kopf-Wachstum des Bruttosozialprodukts von null Prozent, heißt es in dem „Weltentwicklungsbericht 1988“ der Weltbank.

Die Weltbank macht den Staaten südlich der Sahara schwere Vorwürfe. Mit wenigen Ausnahmen (Kamerun, Botswana) hätten sie den Rohstoff-Boom der 70er Jahre für ewig gehalten und ihre Ausgaben enorm gesteigert. Sie nahmen ferner noch zusätzlich Kredite auf, die ihnen die Banken der westlichen Welt bei der Suche nach einer Anlage der Petrodollars aufdrängten. Das Geld ging in einen gesteigerten Konsum, mit hohen Inflationsraten, und in Investitionen von oft zweifelhaftem Wert. Als der Rohstoff-Boom Ende der 70er Jahre kippte und die Länder nicht rasch genug reagierten, sahen sie sich plötzlich drastisch gesunkenen Einnahmen und drückenden Auslandsschulden gegenüber. Austerity-Maßnahmen waren unumgänglich. Insgesamt fiel das Pro-Kopf-Einkommen der Länder Schwarzafrikas in den 80er Jahren auf rund drei Viertel dessen, was Ende der 70er Jahre erreicht war.

Heute sehen sich die Länder südlich der Sahara zu schmerzhaften Strukturänderungen genötigt. Bei den Ausgaben sollte sich der Staat überlegen, was er nicht besser dem Privatsektor überlassen sollte. Gewisse Güter und Leistungen könnten subventioniert werden, wenn sie nur den Ärmsten zugute kommen. Aber Subventionen, von denen die ganze Bevölkerung profitiert, führten nur zu exzessivem Konsum.

Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben könnte durch mehr Gebühren geschlossen werden, meint die Weltbank. Für eine bessere ärztliche Versorgung, für höhere Schulbildung sollten diejenigen auch bezahlen, die davon profitieren. Vor allem sollten sich die Staaten von ihren oft mit Verlust arbeitenden, aus dem Budget unterhaltenen Staatsunternehmen trennen. Drastische Abwertungen der Landeswährung zur Ankurbelung des Exports und Beschränkung des Imports sowie die Abschaffung gespaltener Wechselkurse könnten nach Ansicht der Weltbank die Devisenlage verbessern.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen