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Die Tour kommt auf Touren

■ Beim heutigen Zeitfahren wird das Gesamtklassement der Tour de France umgekrempelt

Berlin (taz) - Nicht so recht in Fahrt kamen die Teilnehmer der diesjährigen Tour de France beim Start am Montag.

Streikende Arbeiter der Werft Chantier de l'Atlantique, die gegen die Entlassung von 135 Kollegen protestieren, versperrten den Radlern in St.Nazaire an der Atlantikküste mit einer doppelten Menschenkette den Weg und ließen sie nur im Schneckentempo vorbei.

Nach einem zweiten Start hatte die Schleicherei dann allerdings ein Ende. „Das Tempo war mörderisch. So hart habe ich mir die Tour nicht vorgestellt“, klagte Neuling Andreas Kappes (22) aus Bremen bereits nach der zweiten Etappe. Auch Rolf Gölz, in einem 'Spiegel'-Interview vom Vorjahressieger Stephen Roche (Irland) als „Wheel-Sucker“ geschmäht, als Fahrrad-Parasit, der selbst nichts tut, sondern im Windschatten anderer Kräfte spart, hatte noch Schwierigkeiten. „Der starke Wind hier am Atlantik paßt mir überhaupt nicht“, jammerte der 25jährige Gölz und ließ damit erkennen, daß ihm nicht alle Unbilden des Wetters zupaß kommen.

Im letzten Jahr hatte er nach einem schweren Wolkenbruch, als die meisten Fahrer damit beschäftigt waren, nicht zu ertrinken, eine Etappe gewonnen.

Während der Niederländer Teun van Vliet beim Mannschaftszeitfahren am Montag daß Gelbe Trikot an sich riß und es zumindest bis zum heutigen 52-km-Zeitfahren zu verteidigen gedachte, haben zwei Favoriten bereits Schwächen erkennen lassen.

Der Amerikaner Andrew Hampsten, Sieger des Giro d'Italia, wirkt ausgebrannt. Eigene Dussligkeit brachte dagegen Laurent Fignon (Frankreich), den Tour-Sieger von 1983 und '84, ins Hintertreffen. Beim Mannschaftszeitfahren dachte er, nur die ersten fünf Fahrer jedes Teams würden gewertet, und trudelte auf den letzten Kilometern gemächlich aus.

Ein Irrtum, der ihm mehr als drei Minuten Rückstand einbrachte. Zur Erinnerung: Der Vorsprung von Roche im letzten Jahr betrug im Ziel ganze 40 Sekunden.

Matti

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