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Wörtlich genommen-betr.: "Nehmet hin und esset", taz vom 5.7.88

betr.: „Nehmet hin und esset“, taz vom 5.7.88

„An die Kirche sind wir dran gestoßen“ - stöhnt einmal Don Quijote. Selbst jener Träumer, der nicht einmal vor Riesen und Windmühlen Angst hatte, erkannte die Gefährlichkeit einer Auseinandersetzung mit der Kirche.

Und dabei habt ihr lediglich jene Aussagen der katholischen Kirche wörtlich genommen, die laut ihrer eigenen Lehre nur wortwörtlich zu nehmen sind. Denn diejenigen, die das mit dem Fleisch und Blut Jesu in der Eucharistie nur symbolisch deuten, sind für die katholische Kirche eben Ketzer. Die taz aber, die sich an die zwingende Deutung der katholischen Kirche hält, wird gerade deswegen von jener katholischen Kirche vor Gericht gebracht, statt als treue Dienerin der richtigen alleinseligmachenden Lehre von jener Kirche belohnt zu werden. Mit euremn Artikel von damals befand sich übrigens die taz in bester Gesellschaft. Hier einige Zitate von Freud:

(...) So ist es mehrmals einem Autor aufgefallen, wie getreu der Ritus der christlichen Kommunion, in der der Gläubige in symbolischer Form Blut und Fleisch seines Gottes sich einverleibt, Sinn und Inhalt der alten Totemmahlzeit wiederholt. (...)

(...) Der kannibalistische Akt wird dann verständlich als Versuch, sich durch Einverleibung eines Stücks von ihm der Identifizierung mit ihm zu versichern. (...)

Eindeutige Sprache. Nicht eindeutiger allerdings als das Evangelium des Johannes, Kap. 6, Vers 56: Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.

Hoffentlich beweist der Ausgang des Prozesses, daß wir uns in einem Land befinden, in dem die Trennung zwischen Kirche und Staat „herrscht“ (herrscht?).

G. Vogl, Stuttgart

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