Sihanouk aus dem Takt

Der kambodschanische Widerstandsführer tritt ab  ■ K O M M E N T A R

Prinz Sihanouk hat Übung im Niederlegen seines Amtes als Führer der kambodschanischen Widerstandskoalition. Letztes Mal, kurz nachdem der indonesische Außenminister eine „Cocktail-Party“ in Jakarta vorgeschlagen hatte, jetzt, kurz bevor die informellen Gespräche zwischen der anti -vietnamesischen Dreierkoalition und der pro-vietnamesischen kambodschanischen Regierung stattfinden sollten.

Das Motiv seines Rücktritts bleibt das gleiche: die Roten Khmer. Damals protestierte er gegen militärische Übergriffe der Pol-Pot-Guerilla auf seine Widerstandsfraktion. Heute weigert sich eben jene Clique, mit dem „vietnamesischen Marionettenregime“ der Regierung von Phnom Penh zu verhandeln und besteht auf Direktverhandlungen mit Hanoi. Nachdem Hanoi und die Roten Khmer sich lange genug geziert haben, hat jetzt Sihanouk die Lust auf Parties verloren. Eines soll sein Abgang von der ASEAN-Konferenzbühne sicherlich signalisieren: ohne ihn geht nichts. Die Roten Khmer aber kommen ihrem Ziel, das pro-vietnamesische Regime auszuschalten, auch nicht näher. Denn sollten sie Sihanouk fallenlassen, setzen sie ihren UNO-Status aufs Spiel.

Die Party in Jakarta hätte auch ohne die Roten Khmer stattgefunden. Ohne Sihanouk allerdings ist eine Kambodscha -Lösung noch immer undenkbar. Vielleicht spielte die harmonisierende Musik zwischen Moskau und den ASEAN-Staaten zu schnell. China hat noch keine konkreten Vorschläge zur Beilegung des Konflikts gemacht. Der Tanz geht weiter, wenn auch nicht auf der Party in Jakarta.

Simone Lenz