Taube nein Danke

■ Womit habe ich das verdient

Ich bin zerschmettert. Sollte ich mir mit Fundevogel doch eine eklige Taube ins Haus geholt haben? „Eine Taube ist es nicht. Die wäre mir nicht ins Haus gekommen“, hieß es letzten Donnerstag in dieser Zeitung. Und zwei Tage darauf noch einmal aufatmend, selbstbestätigend: „Fundevogel ist eine Nebelkrähe, ist das Ergebnis von Inaugenscheinnahme von sich wissend gebenden Freunden.“ Pah, falsche Freunde.

Der fotografierende Biologe Erik Onwerkerk ist unerbittlich mit seiner Ansicht, Fundevogel sei eine Taube. Ans Ersatznest in der WG-Küche zitiert, bleibt er hart und zückt sein Bestimmungsbuch auf Holländisch und weist auf einen Taubenvogel. „Das ist er.“ Schließlich habe er als Biologe auf den Shettland-Inseln Ottern wissenschaftlich beäugt und dorten ein halbes Jahr lang eine Krähe aufgezogen. Aber der Schnabel, lang, breit und wulstig - das hat doch keine Taube, begehre ich auf und weise aus dem Fenster auf die fliegenden Ekelpakete. Das ändert sich noch, beharrt Erik kühl und sein Trost ist mir keiner: es handele sich um die etwas seltenere Waldtaube, allerdings auch längst heimisch im Häuserwald.

Da habe ich also den Feind in meiner Küche gemästet, mit dem guten Rinderhack und viel Liebe, habe nach mir hacken lassen und jeden Tag die Scheiße weggeräumt - es darf nicht wahr sein. Was ist die Ödipus-Sage gegen dieses Drama. (kenn‘ 'ne gute therapeutin! sezza)

Was tun? Die Aufzucht-Kiste sogleich dem fetten gelben Kater vor die gierige Schnauze geschüttet? Haben wir das Kater-Vieh von seinen Attacken abgehalten nur, um so enttäuscht zu werden? Soll ich Fundevogel noch bis zur Flügge nähren, mit stetem Groll im Herzen, bis er sich einreiht in das Heer der gurrenden Scheusale? Taz-LeserIn hilf! Guter Rat unter 4609-246.

gn