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Mit Zucker gegen Shell-Konzern

■ „Internationalistische Zellen“ bekennen sich zu den „Zuckeranschlägen“ auf Shell-Tankstellen / Der Protest richtet sich gegen das Shell-Engagement in Südafrika

Zu den „Zuckeranschlägen“ auf drei Berliner Tankstellen hat sich jetzt eine Gruppe „Internationalistische Zellen“ bekannt. Die Täter hatten am Wochenende Zucker in einige Haupttanks dreier Shell-Tankstellen geschüttet und bei einer vierten die Zapfschläuche durchgeschnitten. In der zweiseitigen Begründung heißt es unter anderem, daß Shell als größter Saatgutproduzent Genforschung betreibe. Shell verkaufe fast ausschließlich nicht vermehrungsfähige Hybridsaat. Deshalb müßten die Bauern ihr Saatgut Jahr um Jahr neu kaufen und gerieten so in die Abhängigkeit des Konzerns.

Der internationale Konzern sei außerdem in Südafrika „engagiert“: Shell beschäftige 7.000 Lohnabhängige im Apartheidsstaat. Das Rassistenregime werde zu vorteilhaften Konditionen mit Öl und Erdgas beliefert; Shell habe den Lieferboykott der OPEC-Länder mehrmals durchbrochen. Die Internationalistischen Zellen im letzten Satz ihres Bekennerschreibens: „Wer Shell tankt, tankt Apartheid!“.

Die IZ bezogen sich indirekt auf die im Herbst bevorstehende IWF-Tagung: „Übrigens sitzt der ehemalige Weltbankpräsident im Aufsichtsrat (der Shell, red.)“. Die von den Zuckeranschlägen betroffenen Tankstellen haben ihren Betrieb unterdessen teilweise wieder aufgenommen. Das verzuckerte, unbrauchbare Benzin wurde jetzt zur Shell -Zentrale nach Hamburg verfrachtet, dort soll der Sprit „unter Kessel verbrannt“ werden, wie der Pressesprecher des Konzerns mitteilte.

In Schweden kam es im Jahre 1987 zu ähnlichen Anschlägen. In Dänemark wurden noch in diesem Frühjahr Zuckeranschläge auf Shell-Tankstellen verübt. In Holland wurden im vergangenen Jahr die Zapfschläuche mehrerer Filialen durchgeschnitten und Boykottaufforderungen an Shell -Einrichtungen gesprüht, - „Zuckeranschläge“ kamen in den Niederlanden nicht vor.

Der Verdienstausfall der betroffenen Tankstellenbesitzer in Berlin soll nach Auskunft des Hamburger Shell-Sprechers „partnerschaftlich geregelt werden“. Zur Zeit werden die betroffenen Haupttanks von Spezialfirmen gereinigt. Die Höhe der Sachbeschädigung konnte von Shell gestern noch nicht beziffert werden.

ccm

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