: Nicht giftig genug
■ Panama-Tanker spülte Chemikalien über Bord / Für die kostenlose Schiffsentsorgung ist Alpha-Pennin nicht giftig genug / Bußgeld wegen unerlaubter Abfallbeseitigung
Ein Chemikalien-Tanker hatte eine Spur in der Außenweser hinterlassen: Fünf Meter breit, mehr als 200 Meter lang und gelb-grün schimmernd zog sie sich südlich des Feuerschiffs „Deutsche Bucht“ in Richtung auf Bremerhaven. Bei dem gelb -grünen Schlamm handelte es sich um rund 160 Kilogramm „Alpha-Pennin“, stellte die Bremerhavener Wasserschutzpolizei fest. Der unter Panama-Flagge fahrende Tanker „Rachel B.“ war innerlich gesäubert worden. Aus gutem Grund: Das Schiff ging zur Reparatur auf die Bremerhavener Lloyd-Werft.
Um es gleich zu sagen: Pennin ist kein Gift. Jedenfalls nicht offiziell. Für die Hafenbehörden und die Wasserschutzpolizei rangiert es unter den „nicht wassergefährdenden Stoffen“. Es ist ein Silikat mit verschiedenen metallischen
Spurenelementen wie Eisen, Nikkel oder Aluminium. Es wird aus Schiefer gewonnen und in der Zellstoff- und Papierindustrie gebraucht.
Weil Pennin nun mal kein Gift ist, konnte der koreanische Kapitän es auch nicht auf Behördenkosten im Hafen loswerden. Wie berichtet, können die Reeder seit sechs Wochen in den Häfen der Bundesrepublik Ölrückstände und wassergefährdende Chemikalien auf Staatskosten abpumpen - aber eben nur wassergefährdende. Wollen sie andere Chemikalien nicht ins Meer kippen, sondern an Land von einem Entsorgungsunternehmen abpumpen lassen, müssen sie dafür bezahlen.
Weil Pennin kein Umweltgift ist, begingen der koreanische Kapitän und sein erster Offizier nur eine Ordnungswidrigkeit wegen
„unerlaubter Abfallbeseitigung“ und keine Straftat. Ungestraft blieben sie indessen nicht: Sie mußten jeweils einen Monatslohn in Bremerhaven hinterlegen, ehe sie den Flug in ihre Heimat antreten konnten. Aus dieser „Sicherheitsleistung“ will die Staatskasse sich bedienen, wenn ein Bußgeld gegen die beiden Seeleute festgesetzt ist.
Der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Manfred Schramm hält das für eine Farce. Man hätte die beiden nicht so billig davon kommen lassen dürfen, meint er. Er fordert Gefängnisstrafen für Reeder, Kapitäne und andere Verantwortliche. Schramm wörtlich in einer Presseerklärung: „Auch könnten Hafenverbote auf Zeit für Schiffe beziehungsweise ganze Reedereigruppen ausgesprochen werden.“
mw
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