piwik no script img

„Die Mauer muß bleiben“

■ Geplante Verkehrsverbindung über den ausgetauschten „Lohmühlenzwickel“ bei Anwohnern umstritten / Lohmühlenbrücke wird instandgesetzt

Bis Mitte 1989 soll die noch vor kurzem an der Mauer endende Lohmühlenbrücke über den Neuköllner Schiffahrtskanal wieder für den „normalen“ Fahrzeugverkehr flottgemacht werden. Dies kündigte gestern Bausenator Wittwer anläßlich eines Ortstermines an. Die 41 Meter lange Brücke, die nach dem Mauerbau 1961 nur noch für Fußgänger passierbar war, wird dann nach den Plänen von Bezirk und Senat die unterbrochene Verbindung zwischen Harzer Straße und Maybachufer herstellen.

Das bisherige Hindernis, der gut 2.500 m2 große „Lohmühlenzwickel“ fiel im Zuge des Gebietsaustausches am 1.Juli zu West-Berlin. Gegen die Aussicht, daß die alte Idylle an dem Schifffahrtskanal von dem zu erwartenden Durchgangsverkehr gestört wird, regen sich indes von Anwohnerseite schon „fragende Proteste“, wie Wittwer einräumte. „Ohne Mauer Autopower - Die Mauer muß bleiben“, hatten Unbekannte auf die verwitterte Fahrbahn der Brücke gemalt, die man mit Kosten von etwa 2,5 Millionen DM herrichten will. Neuköllns Bürgermeister Kriedner sprach demgegenüber von einem gefundenen „Kompromiß“, der seiner Ansicht nach verhindert, daß eine neue Schnellstraße entsteht.

Inzwischen ist laut Bauverwaltung die Bergung von Munition auf dem Zwickel abgeschlossen. Neben einem Stabbrandbomben -Blindgänger und sechs 8,8-Zentimeter-Kartuschen wurden erhebliche Mengen an „Zivilisationsschrott“ gefunden. Wie der für die Kampfmittelräumung beim Bausenator verantwortliche Diplom-Ingenieur Bartz erläuterte, wurden für die Sondierungen ein fortschrittliches computergestütztes Magnetometer-Detektionssystem eingesetzt. Mit der Hilfe dieses Systems, das sehr gut zwischen Munition und metallischen Versorgungsleitungen unterscheide, hätten die notwendigen Aufgrabungen begrenzt werden können. Laut dem Bausenator ist das Verfahren auf dem Lenne-Dreieck nicht anwendbar, da dort die noch unter der Erde befindlichen Kellerfundamente alter Häuser „auf jeden Fall“ raus müßten.

thok

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen