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Bruchlandung im Luft-Preiskrieg

■ TWA und PanAm starteten gestern mit ersten Billigflügen / Alliierte Luftfahrtattaches reagierten prompt und zogen Genehmigung für Billigtarife zurück

Die zwei jungen Mädchen, die gestern nachmittag mit einer TWA-Maschine aus Frankfurt auf dem Flughafen Tegel landeten, hatten es noch geschafft. Der Flug „zur Berliner Kusine“, kostete sie hin und zurück nur 159 Mark. „Eigentlich wollten wir mit der Bahn fahren. Aber die hätte 192 Mark gekostet.“

Jetzt kann die Bahn wieder etwas beruhigter in die Zukunft blicken. Die alliierten Luftfahrtattaches in Bonn versagten überraschend TWA und PanAm die Genehmigung für die Billigtarife (siehe Seite 4). Die „Niedrigstpreise“ wären ohnehin „wirtschaftlicher Selbstmord“ gewesen, freute sich gestern die PanAm über die alliierte Entscheidung.

Aber sicherlich treffe sie die Verbraucher. Im Gegensatz zu Privatpassagieren konnten sich gestern jedoch Geschäftsreisende über den gescheiterten Preiskrieg weniger erregen: „Wir nehmen grundsätzlich das Teuerste. Das zahlt doch die Firma“, lachten zwei Herren, die eben aus Frankfurt angekommen waren.

„Enttäuscht“ war dagegen TWA. Die amerikanische Gesellschaft beteuerte gestern, der amerikanische Luftfahrtattache hätte die Billigtarife, die bis zum 18.September gelten sollten, bereits schriftlich genehmigt. Wer die Erlaubnis rückgängig gemacht hatte, war TWA klar: „Das waren die Franzosen“, grollte eine TWA-Sprecherin.

Beobachter sehen hinter der französischen Haltung die Interessen der neuen Tochtergesellschaft von Lufthansa und Air France, die ab November ebenfalls am Berlinverkehr teilnehmen will.

Etwa 65 Prozent der 115 Plätze hatte TWA auf ihrem gestrigen Mittagsflug für Billigflieger reserviert. Dieses Kontingent sei fast ausgeschöpft worden, hieß es bei TWA. Insgesamt seien im Mittagsflieger 75 Plätze besetzt gewesen. Etwa 1.000 weitere Billig-Tickets hatte TWA für die Flüge bis Donnerstag bereits verkauft. Dem Augenschein nach waren die 200 Plätze des Airbus A 100 von PanAm sowohl mittags als auch nachmittags schwächer besetzt, als bei der etwa zeitgleich fliegenden Konkurrenz. „Mal was anderes probieren“, begründete gestern ein TWA-Passagier seine Wahl.

Von französischer Seite in Bonn wurde die Entscheidung gestern offiziell damit begründet, man wolle einen „ruinösen Verdrängungswettbewerb“ verhindern. Das befürworte doch auch der Senat. Dessen Sprecher Fest hingegen bedauerte das „Verwirrspiel“ der Alliierten. Während sich der CDU -Fraktionschef Buwitt ähnlich äußerte, kritisierte die Junge Union die alliierte Entscheidung als „Schlag ins Gesicht“ derjenigen, die sich über niedrige Flugpreise gefreut hätten. Die SPD machte die „Konzeptionslosigkeit“ des Senats für das „Wirrwarr“ verantwortlich, die AL dagegen freute sich, weil „Diepgen im Luftkampf abgestürzt“ sei.

hmt

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