: Notausstieg aus dem Luftkreuz
■ American Airlines nimmt doch nicht am Berlin-Flugverkehr teil / Zuviel Konkurrenz, zuwenig Rentabilität / CDU: „Hecht aus dem Karpfenteich geschwommen“
Die amerikanische Fluggesellschaft American Airlines (AA) wird keine Flüge im Berlin-Verkehr anbieten. Die Gesellschaft hat der US-Regierung mitgeteilt, daß sie ihre Rechte, im Berlin-Verkehr von und nach Frankfurt. Köln und München zu fliegen, nicht wahrnehmen wird. AA habe seinerzeit neben TWA als erste den Antrag auf Teilnahme am Berlin-Verkehr gestellt, erklärte gestern ein Sprecher. Die jetzt genehmigten „exzessiven Kapazitätsausweitungen“ auf diesen Routen machten Flüge jedoch „kurz- und langfristig“ unrentabel.
Im Juni hatten die Alliierten eine fast 50prozentige Ausweitung der Berlin-Verkehrs genehmigt und zusätzlich zu PanAm, British Airways (BA) und Air France drei neue Airlines im Berlin-Verkehr zugelassen. Neben AA und TWA zählt dazu eine neue Tochtergesellschaft von Air France und Lufthansa. AA waren wöchentlich 140 Flüge (70 Flugpaare) zugestanden worden.
Der Sprecher von AA zeigte sich gestern nicht nur über Alliierten enttäuscht, sondern auch über den Senat. „Die Politiker möchten alles auf einmal“, meinte er. Es sei jedoch unmöglich, sowohl leises Fluggerät, als auch billige Tarife anzubieten.
Für eine neue Gesellschaft wie AA sei es zudem schwierig, in München und Frankfurt die nötigen Start- und Landezeiten („slots“) zu erhalten. Nach Frankfurt fliegen zur Zeit bereits PanAm und TWA mehrmals täglich. München wird von PanAm und neuerdings auch von BA angeflogen. Die Strecke nach Köln wird zur Zeit nur von BA bedient.
Senatssprecher Fest nannte den Rückzug von AA gestern „eine im Geschäftsleben mögliche Entscheidung“. Sie verändere nicht das „positive Bild“ von der Entwicklung des Berliner Flugverkehrs. Der CDU-Fraktionschef Buwitt nahm die Entscheidung der Fluggesellschaft dagegen zum Anlaß, erneut die „Sinnhaftigkeit“ der von den Alliierten zugelassenen Ausweitung des Berlin-Verkehrs anzuzweifeln. Hier sei „nur bestimmten wirtschaftlichen Interessen gefolgt worden“. Noch bevor es zu einer echten Konkurrenzsituation gekommen sei, sei nun „der vermeintliche Hecht aus dem Karpfenteich davongeschwommen“.
dpa/ap/hmt
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