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Friedensbomben

Irak torpediert Lösung am Golf  ■ K O M M E N T A R E

Saddam Hussein, dem Herrscher von Bagdad, können sicherlich alle Eigenschaften zugesprochen werden, die dem Kopf eines äußerst repressiven Regimes und einem Kriegstreiber zukommen. Seit einigen Tagen muß ihm noch ein neues Attribut zugestanden werden: Meister der Doppelzüngigkeit. Es gelang ihm, seiner Politik einen Begriff zuzuordnen, der weltweit so unerschütterlich positiv besetzt ist wie kaum ein zweites Wort im Zeitalter des atomaren Overkills: Frieden.

Der Irak, so klingt es seit Tagen in Bagdad und New York, wolle sofortige Friedensverhandlungen mit dem Iran. Die Annahme der Waffenstillstandresolution 598 durch Teheran am Montag ist den Militärs am Tigris kein hinreichender Beweis für die Kriegsmüdigkeit Khomeinis. Der kranke Greis hatte dem Volk der Islamischen Republik im Fernsehen erklärt, ein Waffenstillstand sei für ihn tödlicher als Gift, doch „zum Schutz unschuldigen Lebens“ trage er diese Gefahr.

Der jahrelange Widerstand Teherans gegen die Resolution war am Paragraph sechs des Dokuments festgemacht worden, wo die Frage nach der Aufklärung der Kriegsschuld in einer recht moderaten Formulierung zur Voraussetzung eines Friedensschlußes gemacht wird. Der formelle Entschluß der iranischen Führung, endlich in Verhandlungen einzutreten, setzte voraus, genau diesen Paragraphen nicht mehr so wichtig zu nehmen. Statt nun tatsächlich die durch die UNO vermittelten Verhandlungen voranzutreiben, treibt Saddam Hussein erneut seine Soldaten auf die Schlachtfelder. Er schreit nach Frieden, um den Frieden nicht eintreten zu lassen, den er zuallererst gebrochen hatte.

Thomas Reuter

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