: Berlin als Treibhaus-Heizer
■ Was trägt Berlin zur Klimakatastrophe bei, was unternimmt der Senat?
Was trägt West-Berlin zum Treibhauseffekt bei, was läßt sich hier dagegen unternehmen? Methan entsteht in der Halbstadt kaum. Anders sieht es beim Kohlendioxid aus. Eine rationellere Energienutzung, und damit weniger Verbrennung, sowie eine allgemeine Verringerung der Luftverschmutzung können den CO2-Gehalt der Luft verringern. In der Umweltbehörde verweist man auf den Berliner Luftreinhalteplan. Wieviel Kohlendioxid in Berlin entsteht, ist nirgends erfaßt. Das sei auch kaum möglich, meint Sprecher Kundt.
Selbstbewußt reagiert er jedoch auf die Frage nach den Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKWs). Im Bundesrat habe sich der Umweltsenator stets für ein möglichst rasches Vorgehen gegen die Stoffgruppe eingesetzt. Außerdem sei man bereits in Gesprächen mit der Stadtreinigung, versichert Kundt, um künftig die FCKWs aus den technischen Innereien von Kühlschränken zu holen, bevor die Geräte auf den Müll wandern.
Die AL dagegen sieht schwere Versäumnisse der Umweltbeamten. Nach AL-Schätzungen gelangen jährlich 10.000 Tonnen an halogenierten Kohlenwasserstoffen (zu ihnen zählen auch die FCKWs) in die Berliner Luft. Quelle: etwa 1.000 Betriebe in der Stadt, die diese oft krebsverdächtigen Stoffe als Lösungsmittel, zur Entfettung und Reinigung verwenden. Umweltsenator Starnick mußte gestern auf eine Kleine Anfrage der Alternativen zugeben, daß bislang allein die chemischen Reinigungen erfaßt und kontrolliert wurden. Der öffentliche Protest gegen die krebserregende Chemikalie PER (Perchlorethylen) zwang die Behörde zum Handeln. Zur Zeit sei er „bemüht“, die anderen Betriebe zu ermitteln, die mit diesen Stoffen hantieren. Daß die Behörde bei Kontrollen leicht fündig werden könnte, zeigt das Beispiel der chemischen Reinigungen. In 103 von 329 kontrollierten Betrieben stellten die Kontrolleure Überschreitungen der Emissions-Grenzwerte fest. Jeder zweite Betrieb führte nicht ordnungsgemäß Buch über seinen Chemie-Verbrauch. Der Umweltbehörde fehlt das Geld und das Personal, um in ähnlicher Weise auch andere Betriebe zu überwachen. „Das Problem ist“, meint Sprecher Kundt, „daß die Stoffe überhaupt eingesetzt werden.“
hmt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen