piwik no script img

Falsche Zeitung?-betr.: "Opfer parteiischer US-Politik im Golf", taz vom 7.7.88

betr. „Opfer parteiischer US-Politik im Golf“, taz v. 7.7.88

Als ich die taz las, bekam ich einen heftigen Schock, denn ich dachte zuerst, ich hätte die falsche Zeitung geholt. Dann glaubte ich, daß Sie in Ihrer Zeitung einen übersetzten Artikel von 'Khyan‘, eine der Tageszeitungen des Khomeini -Regimes, durch Fred Halliday gedruckt haben. (...)

F.H. versuchte die militärische Niederlage des Mullah -Regimes in den letzten Monaten, die zu erwarten war, weil einfach die Ziele des Ablenkungskrieges, nämlich der Widerstandswille des iranischen Volkes zu brechen, nicht erreicht wurde und sogar das Gegenteil zur Folge hatte, zu rechtfertigen. Obwohl das Khomeini-Regime seit mehr als acht Jahren die Kinder und Jugendlichen zwangsweise an die Front über die verminten Felder schickt, obwohl durch Fortsetzung des Krieges die menschlichen Verluste bis heute allein nur auf iranischer Seite mehr als 2.000.000 Gefallene, Vermißte und Verletzte und mehr als 3.000.000 Obdachlose zu verzeichnen sind, versucht F.H., die Schuldigen beim UN -Sicherheitsrat zu suchen und damit die Hauptschuldigen und Verantwortlichen, d.h. das Mullah-Regime und dessen Verbrechen zu verschonen und zu rechtfertigen.

Es genügt, wenn man durch die Straßen Irans geht, um die Wörter und Zitate von Khomeini, die als Parolen an die Wände angebracht sind, ständig im Sinn zu behalten: „Krieg ist für uns eine Gottesgabe“, „Es gibt nichts Besseres als Krieg“, „Krieg, Krieg bis zum Sieg“, „Frieden ist ein unverzeihlicher Verrat“ - usw. Unter dieser Tatsache meine ich, ist es nicht wichtig, wer den Krieg begonnen hat, der auf jeden Fall ein gravierender Fehler war, sondern wichtig ist, daß nur Ayatollah Khomeini auf die Fortführung des Krieges beharrt und aus schicksalhaften Gründen daran interessiert ist, wie er selbst sagt: „Ein Friede ohne Sieg ist das Ende des Islam“ und benannte Rafzanjani zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte, um den Krieg konsequenter fortzuführen. Mit der Benennung Rafzanjanis zum Oberbefehlshaber wird die Zeit bestimmt nicht zugunsten des Mullah-Regimes verlaufen, sondern mit Bestimmtheit zugunsten des iranischen Volkes, denn sie sind kriegsmüde geworden und sind nicht mehr bereit, der Demagogie Khomeinis und anderen Mullahs Glauben zu schenken, in Teheran den Schlüssel zum Paradies zu erhalten und in die Hölle zu gehen. Die Präsenz der Kriegs-Flotte der westlichen Länder, sowie der Abschuß des iranischen Zivilflugzeuges, das eine schreckliche Tragödie war, durch ein US-Kriegsschiff und alle anderen Vorfälle in einer solchen Art, sind nur die Folge des Krieges und dessen Fortsetzung. Aufgrund der Tatsache, daß das Mullah-Regime nur im Krieg Überlebenschancen hat, ist es naiv und dilettant zu glauben, daß es unter dem Khomeini -Regime einen richtigen Frieden geben oder Khomeinis Terrorismus auf internationaler Ebene ein Ende finden kann. Ich sehe es als Pflicht aller Länder der Welt an, das Khomeini-Regime, das alle menschlichen und wirtschaftlichen Schaden durch den Krieg und dessen Fortsetzung zu tragen hat, mit allen Mitteln zu einem wahren und dauerhaften Frieden zu zwingen.

B. Bahrami, Wesel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen