Der Effekt zählt

Zur fehlenden Infrastruktur in IBA-Vierteln  ■ K O M M E N T A R

Ganz klar: „Stadtdesign“ betrieb die IBA, nicht Stadtentwicklung. Ein Stadtgrundriß wurde mit schmucken Wohnbauten gefüllt, die effektvollen, großen Architekten -Namen importiert, aber im Endeffekt fehlt das, was ein Stadtviertel zum Leben braucht: die Infrastruktur. Doch Stadtentwicklung ist ein mühsames Geschäft. Die SPD ist in den siebziger Jahren damit gescheitert. Rasch verfängt sich ein ehrgeiziges Programm in Kompetenzstreit, Geldproblemen und rechtlichen Fußangeln.

Die CDU weiß es besser. „Stadtgestaltung“ ist nicht nur einfacher, sie ist auch viel wirkungsvoller. Auch ohne Kitas braucht die Südliche Friedrichstadt auf neue Bewohner nicht zu warten. Zu verlockend ist der Prestigegewinn, in einem „Rossi-Haus“ - zum Beispiel - zu wohnen. „Inszenierung“ ist nicht nur ein Prinzip des Senats, es ist auch das Lebensprinzip seiner Wähler und Gegner. Zum Beispiel auch das von Baustadtrat Orlowsky. Mit Offenen Briefen und lauten Protesten wahrt der zwar das Bild des zornigen alten Mannes. Aber solange er seine eigene Verwaltung nicht im Griff hat und die Senatsbehörden noch zusätzlich düpiert, ist eben auch seine Politik zwar effektvoll, doch wenig effektiv.

Hans-Martin Tillack